Georg-Büchner-Preis 2019 geht an Lukas Bärfuss

Georg-Büchner-Preis 2019 geht an Lukas Bärfuss
Sprachakademie: Schweizer Autor ist herausragender Erzähler und Dramatiker

Darmstadt (epd). Der Georg-Büchner-Preis 2019 geht an den Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss (47). "Mit hoher Stilsicherheit und formalem Variationsreichtum erkunden seine Dramen und Romane stets neu und anders existenzielle Grundsituationen des modernen Lebens", teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Dienstag in Darmstadt zur Begründung mit. Zuletzt erschienen von ihm der Roman "Hagard" (2017) und der Essayband "Krieg und Liebe" (2018). Der mit 50.000 Euro dotierte Büchner-Preis gilt als herausragende literarische Auszeichnung in Deutschland. Er wird am 2. November in Darmstadt verliehen.

Mit Lukas Bärfuss zeichne die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung einen "herausragenden Erzähler und Dramatiker der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur aus", urteilte die Jury. "In einer distinkten und dennoch rätselhaften Bildersprache, karg, klar und trennscharf, durchdringen sich nervöses politisches Krisenbewusstsein und die Fähigkeit zur Gesellschaftsanalyse am exemplarischen Einzelfall, psychologische Sensibilität und der Wille zur Wahrhaftigkeit." In seinen Essays begleite er die heutige Welt "mit furchtlos prüfendem, verwundertem und anerkennendem Blick".

Bärfuss wurde am 30. Dezember 1971 in Thun geboren und lebt in Zürich. Er begann 1998 als Dramatiker und avancierte zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Theaterautoren. Seine Stücke wurden in ein Dutzend Sprachen übersetzt und werden weltweit gespielt. Zu seinen bekanntesten Dramen zählen "Die sexuellen Neurosen unserer Eltern" (2003), "Der Bus" (2005), "ÖL" (2009) und "Frau Schmitz" (2016). Sein neuestes Stück "Der Elefantengeist", wurde im September 2018 am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt.

Als Erzähler debütierte Bärfuss 2002 mit der Novelle "Die toten Männer". Sein erster Roman "Hundert Tage" über den Völkermord in Ruanda erschien 2008. Wie dieser so fand auch sein zweiter Roman "Koala" aus dem Jahr 2014, in dem er den Suizid seines Bruders verarbeitet, ein großes Echo in der Öffentlichkeit. Für diesen Roman wurde ihm 2014 der Schweizer Buchpreis verliehen. Sein jüngster Roman "Hagard" handelt von einem erfolgreichen Geschäftsmann, der sich durch obsessives Begehren aus allen sozialen Bindungen löst.

Bärfuss tritt zudem regelmäßig mit pointierten Essays und Debattenbeiträgen zum politischen Geschehen an die Öffentlichkeit wie zuletzt mit dem Band "Krieg und Liebe". Das Mitglied der Darmstädter Sprachakademie wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Mülheimer Dramatikerpreis (2005), dem Hans-Fallada-Preis (2010), dem Berliner Literaturpreis (2013) und dem Johann-Peter-Hebel-Preis (2016).

Die Büchner-Preis-Jury setzt sich zusammen aus dem Präsidium der Sprachakademie unter Mitwirkung je eines Vertreters oder einer Vertreterin der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst und des Magistrats der Stadt Darmstadt. Akademiepräsident ist seit 2017 Ernst Osterkamp. Aris Fioretos, Wolfgang Klein und Monika Rinck wirken als Vizepräsidenten.

Die Auszeichnung ist nach dem in Darmstadt aufgewachsenen Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Freiheitskämpfer Georg Büchner (1813-1837) benannt. Er wurde erstmals 1923 vergeben, im vergangenen Jahr an die Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Übersetzerin Terézia Mora. Weitere Preisträger waren unter anderen Carl Zuckmayer (1929), Anna Seghers (1947), Max Frisch (1958), Günter Grass (1965), Peter Handke (1973), Erich Fried (1987), Sarah Kirsch (1996) und Wilhelm Genazino (2004).