Schleswig (epd). Die Wikinger-Siedlung Haithabu und der deutsch-dänische Grenzwall Danewerk in Schleswig-Holstein sind am Sonntag offiziell als Weltkulturerbe anerkannt worden. Michelle Müntefering (SPD), Staatsministerin im Auswärtigen Amt, überreichte die Urkunde der Unesco an Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Als einstige Handelsmetropole unterstreiche Haithabu, wie wichtig der grenzüberschreitende Austausch für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung in Europa war, sagte Müntefering.
Das Unesco-Komitee hatte am 30. Juni 2018 Haithabu und das Danewerk in die Welterbeliste aufgenommen. Die beiden archäologischen Stätten seien ein einzigartiges Zeugnis der Wikingerzeit und ihrer kulturellen Traditionen, hieß es zur Begründung.
Im frühen Mittelalter war Haithabu größter Handelsplatz der Wikinger und galt als Knotenpunkt zwischen dem dänischen Königreich und dem Fränkischen Reich. Über die Schlei hatte der Ort Zugang zur Ostsee, über die nahe gelegene Treene zur Nordsee. Der Vorläufer der Stadt Schleswig wurde um 770 gegründet und 1066 endgültig zerstört. Am "Ort auf der Heide", wie Haithabu übersetzt heißt, liefen wichtige Fernhandelswege zusammen. Auch die christliche Mission konnte hier Fuß fassen.
Das Danewerk ist eine Wallanlage mit Gräben, Ziegelsteinmauer und Burgruinen. Gebaut wurde es vermutlich im 5. und 6. Jahrhundert von den Dänen, um ihre Südgrenze zu markieren. Die Anlage erstreckt sich über 30 Kilometer zwischen der Schlei im Osten und der Treene im Westen, so dass hier der Handel zwischen Skandinavien und dem Fränkischen Reich kontrolliert werden konnte.
Die Urkunde sei der verdiente Lohn für alle, die viele Jahre lang hart für das Weltkulturerbe im Norden gearbeitet hätten, sagte Ministerpräsident Günther. Aufgabe sei es jetzt, diese Stätten weiter zu erforschen und für künftige Generationen zu erhalten. Haithabu und das Danewerk seien heute bedeutende Lernorte, betonte Hartwig Lüdtke, Vizepräsident der Deutschen Unesco-Kommission. Sie stünden auch für den intensiven deutsch-dänischen Austausch.
Gefeiert wurde das Welterbefest am Sonntag in den umliegenden Gemeinden mit Vorführungen des Wikingerhandwerks, Kinderfesten, Rudern und Bogenschießen. Vor der offiziellen Urkundeübergaben hatten Deutsche und Dänen eine Menschenkette auf dem Wall von Haithabu gebildet, um die grenzüberschreitende Freundschaft zu betonen. Am Danewerk zeigt das Archäologische Landesamt eine neue Ausstellung zum Welterbe. Die Deutsche Post gab hier am Sonntag auch eine Sonderbriefmarke heraus.
Deutschland hat insgesamt 44 Welterbestätten. In Schleswig-Holstein ist bereits seit 1978 die Lübecker Altstadt Weltkulturerbe. Darüber hinaus hat das nördlichste Bundesland mit dem Wattenmeer ein Weltnaturerbe. Im Naumburger Dom, der zeitgleich mit Haithabu und dem Danewerk den Titel Weltkulturerbe erhielt, wurde die offizielle Auszeichnung bereits im Oktober 2018 gefeiert.