Frankfurt a.M. (epd). In Afghanistan beklagen Journalisten zu wenig Schutz durch die Regierung trotz zunehmender Gewalt gegen Reporter. "Die Regierung tut nichts, um eine sichere Umwelt zu schaffen, in der Journalisten arbeiten können", sagte Mujeeb Khalvatgar, der Leiter des afghanischen Journalistennetzwerks Nai, in einem Interview des Frankfurter Magazins "welt-sichten" (Ausgabe Juli/August).
Im Vergleich zu 2017 sei die Anzahl von gewalttätigen Übergriffen auf Journalisten im vergangenen Jahr um 50 Prozent gestiegen. Bis heute sei nicht klar, wer für den Anschlag am 30. April 2018 in Kabul verantwortlich sei, bei dem neun Journalisten umkamen, sagte Khalvatgar.
Als einen Grund für die Zunahme der Angriffe auf Medienmitarbeiter nannte er die Professionalisierung der afghanischen Journalisten, die immer mehr Verbrechen von extremistischen Gruppen aufdeckten: "Die Extremisten sorgen sich um ihr Image in den afghanischen Medien; deshalb tun sie alles, was in ihrer Kraft steht, um Journalisten Angst einzujagen, damit sie ihre Arbeit einstellen", sagte der Medienaktivist.
Die Regierung sei nicht fähig und willens, die Journalisten angemessen zu schützen. Es fehle auch der politischer Wille, die Meinungsfreiheit voranzutreiben: "Die Regierung spielt ein Spiel mit den Medien, indem sie alle möglichen Formen von Druck auf sie ausübt und die Meinungsfreiheit einschränkt." Es gebe häufig Zensur durch Zurückhaltung von Informationen sowie Beeinflussung und Bestechung, erklärte der Radiojournalist.
Khalvatgar forderte von der Regierung Sicherheitstrainings für Journalisten, Schulungen zum Umgang mit Traumata und Kooperationen mit dem Geheimdienst. "Reporter sollten zumindest Helme und schusssichere Westen tragen", fügte er hinzu.
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