Bedford-Strohm: EKD will Bündnis für Seenotrettungsschiff

Bedford-Strohm: EKD will Bündnis für Seenotrettungsschiff

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat darauf gedrungen, die Kriminalisierung von Seenotrettern zu beenden. Die italienische Regierung hatte in den vergangenen Tagen verhindert, dass das Rettungsschiff "Sea-Watch 3" der privaten Seenotrettungsorganisation Sea-Watch mit ursprünglich mehr als 50 Flüchtlingen an Bord in einen Hafen einlaufen konnte. Sie hatte gedroht, das Schiff zu beschlagnahmen und die Besatzung strafrechtlich zu verfolgen, sollte die "Sea-Watch 3" das Verbot ignorieren. "Das, was da passiert, ist ein moralischer Skandal", sagte Bedford-Strohm am Mittwoch in Berlin anlässlich des für den Abend geplanten traditionellen Johannisempfangs der EKD.

Bedford-Strohm erklärte vor Journalisten, die EKD prüfe derzeit eine Resolution, die auf dem am Sonntag zu Ende gegangenen Kirchentag verabschiedet worden war. Der EU-Abgeordnete Sven Giegold (Grüne) hatte eine Petition aufgesetzt, die fordert, dass die EKD ein eigenes Schiff ins Mittelmeer entsendet. Man arbeite derzeit an einem gesellschaftlichen Bündnis, sagte Bedford-Strohm, um ein neues Schiff ins Mittelmeer zu entsenden - auch unter Beteiligung der EKD. Allerdings müssten sich die Gremien der EKD, etwa der Rat, dem Bedford-Strohm vorsteht, noch damit befassen.

Der Ratsvorsitzende wollte am Abend den Festvortrag zum Thema "Identität und Heimat - eine christliche Ortsbestimmung" halten. "Echte Identität gründe sich nicht aus der Abgrenzung gegenüber den Anderen oder gar aus ihrer Herabsetzung", hieß es im vorab veröffentlichten Redemanuskript. Es sei richtig, Heimat und Identitäten zu schätzen. Menschen bräuchten das. "Aber schief wird es, wenn wir einen bestimmten Zustand von Heimat und Identität verabsolutieren, als wäre nicht auch er aus vielen Quellen entstanden und als müsse nicht auch er sich mit der Zeit verändern", sagte der oberste Repräsentant von knapp 21,5 Millionen Protestanten in Deutschland.

Zu dem Empfang, der vom Bevollmächtigten des Rates der EKD ausgerichtet wird, wurden hochrangige Religionsvertreter und führende Bundespolitiker erwartet, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Der traditionelle Sommerempfang der EKD findet in der Französischen Friedrichstadtkirche statt. An dem zentralen Berliner Platz hat der EKD-Bevollmächtigte bei Bundesregierung, Bundestag und Europäischer Union, Martin Dutzmann, seinen Dienstsitz. Er vertritt die Interessen der evangelischen Kirche gegenüber der Politik.