Bonn (epd). In Deutschland sollen weitere 38 gefährdete Wissenschaftler aus anderen Ländern aufgenommen und mit Stipendien unterstützt werden, darunter 26 Forscher aus der Türkei. Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung wählte dafür in der aktuellen Runde der Philipp-Schwartz-Initiative 28 Forschungseinrichtungen aus, wie die Organisation am Montag in Bonn mitteilte. Die Wissenschaftler, denen in ihren Heimatländern Krieg oder Verfolgung drohen, werden ab Oktober zwei Jahre lang finanziell unterstützt.
Die 28 Gasteinrichtungen seien aus 56 Hochschulen und Forschungseinrichtungen ausgewählt worden, die einen oder mehrere gefährdete Wissenschaftler aufnehmen wollten, hieß es. Insgesamt seien 96 Personen nominiert worden. Ausschlaggebend für die Entscheidung seien unter anderen die Qualifikationen der Forscher und ihre Perspektiven für einen erfolgreichen beruflichen Neustart gewesen.
Neben den Stipendien für die Forscher aus der Türkei werden den Angaben zufolge sieben Stipendien an syrische Wissenschaftler vergeben. Zwei Stipendien gehen an Forscher aus Kamerun sowie jeweils eines an Wissenschaftler aus dem Iran, der Ukraine und aus Simbabwe.
Die Philipp-Schwartz-Initiative wurde von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung und dem Auswärtigen Amt 2016 ins Leben gerufen. Inzwischen stehe fest, dass sie dauerhaft vom Auswärtigen Amt finanziert werde, hieß es. Außerdem seien Stiftungen im In- und Ausland an der Finanzierung der Initiative beteiligt. Jährlich könnten so bis 50 Philipp-Schwartz-Stipendien gefördert werden.
Die Stipendiaten werden den Angaben zufolge unter anderen in Aachen, Augsburg, Dresden, Bochum, Frankfurt an der Oder, Potsdam, der FU Berlin und der Berliner Humboldt-Universität arbeiten. Weitere Orte der Universitätsstipendiaten sind unter anderen Freiburg, Gießen, Göttingen, Heidelberg, Hamburg, Köln, Leipzig und Marburg.
Die Initiative ist nach Philipp Schwartz (1894-1977) benannt, einem Pathologen jüdischer Abstammung. Schwartz musste 1933 vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen und gründete die "Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland".
Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung ermöglicht den Angaben zufolge jährlich mehr als 2.000 Forschern aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. Die Stiftung pflege ein Netzwerk von weltweit mehr als 29.000 Humboldtianern aller Fachgebiete in mehr als 140 Ländern, hieß es. Darunter seien auch 55 Nobelpreisträger.