Merkel fordert verbindliche Ziele beim Klimaschutz

Merkel fordert verbindliche Ziele beim Klimaschutz
Kirchentag zieht mehr Besucher an als erwartet
Klimaschutz bleibt das bestimmende Thema auf dem evangelischen Kirchentag in Dortmund. Bundeskanzlerin Merkel kündigte bei ihrem Besuch ein Festhalten an der Klimaneutralität bis 2050 an. Die nächste UN-Klimakonferenz müsse Ergebnisse bringen.

Dortmund (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat auf dem evangelischen Kirchentag für verbindliche Klimaziele und mehr internationale Zusammenarbeit geworben. Bei der diesjährigen UN-Klimakonferenz werde es nicht reichen, nur Bilanz zu ziehen, sagte Merkel am Samstag in Dortmund. Die Staats- und Regierungschefs müssten das Signal aussenden, ihre Anstrengungen verstärken zu wollen. Für Deutschland hielt Merkel an dem Ziel fest, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen.

Klimaschutz blieb auch am vorletzten Tag eines der bestimmenden Themen des Protestantentreffens in Dortmund. Zum 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag kamen seit Mittwoch nach Veranstalterangaben rund 121.000 Menschen, etwas mehr als die erwarteten 118.000. Die Generalsekretärin Julia Helmke betonte, der Kirchentag habe immer noch Bindungskraft.

Das Christentreffen endet am Sonntag mit zwei zentralen Abschlussgottesdiensten. Bereits am Samstag wurde symbolisch ein Staffelstab an die Organisatoren des Ökumenischen Kirchentags 2021 in Frankfurt am Main übergeben, der gemeinsam vom evangelischen Kirchentag und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) veranstaltet wird.

In ihrer von den Kirchentagsbesuchern bejubelten Rede machte Merkel deutlich, dass Deutschland auch nach dem Scheitern eines verbindlichen Klimaziels beim EU-Gipfel am Freitag am Ziel der Klimaneutralität bis 2050 festhält. Auf dem Podium mit der früheren liberianischen Präsidentin und Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson-Sirleaf kritisierte die Kanzlerin auch zunehmenden Nationalismus. "Kein Land kann die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts allein bewältigen", sagte sie.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) begrüßte auf einem Podium die Auswirkungen der "Fridays for Future"-Bewegung: "Wenn die Jungen jetzt stärker Druck machen, hilft es der Politik, Entscheidungen zu treffen, die sie schon viel früher und energischer hätte treffen müssen." Er sehe die Industrienationen "mit ihren größeren Möglichkeiten" in der Pflicht, sich besonders dafür einsetzen, die Herausforderungen zu bewältigen, sagte Schäuble.

Der kongolesische Friedennobelpreisträger Denis Mukwege machte die Industrieländer auch mitverantwortlich für das Leiden in der Demokratischen Republik Kongo. "Die Zerstörung der Humanität" sei auch auf den deutschen Waffenhandel und den Abbau von wertvollen Rohstoffen für die Technologieproduktion zurückzuführen, sagte der Gynäkologe auf dem Roten Sofa der Kirchenpresse.

Angesichts von erstarkendem Rechtspopulismus rief Altbundespräsident Christian Wulff dazu auf, die gesellschaftliche und religiöse Vielfalt in Deutschland zu verteidigen. Es dürfe nicht zu einem "Kulturenkampf Christen gegen Muslime" kommen, den Rechtspopulisten anstacheln wollten, sagte Wulff auf einem Kirchentagspodium. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, warb dafür, Muslime "als selbstverständlichen Teil Deutschlands wahrzunehmen, mit allen Rechten und Pflichten".

Mehr Toleranz der Kirchen forderte der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, in der theologischen Debatte über die "Ehe für alle". Der evangelische Theologieprofessor kritisierte das aus dem Zusammenhang gerissene Zitieren von biblischen Stellen. Bibeltreu seien die Menschen, die akzeptierten, dass jeder einen eigenen biblischen Schlüssel habe. Scharf kritisierte Dabrock, dass in einigen Landeskirchen Pfarrer gleichgeschlechtliche Trauungen mit Verweis auf ihr Gewissen ablehnen dürfen.

Dagegen verwies der theologische Vizepräsident der westfälischen Landeskirche, Ulf Schlüter, darauf, dass die Trauung für alle in den Landeskirchen oft ein langer Prozess sei. Unter den 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland ist bei etwa der Hälfte eine Trauung von homosexuellen Paaren möglich.

epd lwd/max fu