Dortmund (epd). Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat auf dem evangelischen Kirchentag für ihr geplantes Klimaschutzgesetz geworben. "Wir dürfen nicht mehr diskutieren, welche Ziele die richtigen sind", sagte sie am Freitag in Dortmund. Das Ziel, nämlich die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, sei völlig klar. Mit ihrem Gesetz wolle sie die amtierende und künftige Regierungen verpflichtend binden. Sie mahnte: "Ich will, dass wir ganz klare Verantwortlichkeiten haben, wer wie viel CO2 reduzieren muss."
Mit dem geplanten Klimagesetz will Schulze nach eigenen Worten dafür sorgen, "dass jetzt endlich gehandelt wird". Die "Fridays for Future"-Aktivistin Merle Bösing aus Dortmund hielt Schulze nach deren Ansprache politisches Nichtstun vor. Die 17-Jährige sagte, die Jugendlichen protestierten seit mehr als einem halben Jahr für das Klima, "doch etwas anderes als Reden ist bislang kaum in der Politik passiert". Als Industrienation habe Deutschland eine besondere Verantwortung gegenüber dem globalen Süden, sagte Bösing unter dem Beifall vieler Zuhörer.
Auch der Klimaforscher Jochen Schnellnhuber wies auf eine Klima-Ungerechtigkeit zwischen dem globalen Süden und Norden hin. Wenn jedes Land so viele Emissionen ausstieße wie Deutschland, würde sich das Klima um drei Grad erwärmen. Die einzigen Länder, die sich an das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommen hielten, seien die Länder südlich der Subsuhara - also "diejenigen, deren Existenzbedingungen zerstört werden würden", betonte der ehemalige Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Er fordert, den CO2-Ausstoß jedes Jahrzehnt zu halbieren und den Kohleausstieg bis 2040 abgeschlossen zu haben.
Darüber, dass sich die EU-Staaten bei ihrem jüngsten Gipfel in Brüssel nicht auf das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 einigen konnten, zeigte sich Schnellnhuber erschüttert. Er fragte, wie man eine solche Entscheidung kommenden Generationen erklären sollte und fügte sarkastisch hinzu: "Wir hätten ja gerne die Welt gerettet, aber zwei waren dagegen, deshalb haben wir es lieber unterlassen."
Die westfälische Präses Annette Kurschus gestand, dass es auch bei der evangelischen Kirche Versäumnisse im Einsatz gegen die Erderwärmung gegeben habe. Wenn so viele Menschen sich einer Bewegung wie "Fridays For Future" anschließen, sei das auch für die Kirche ein "Ruf nach Verantwortung". Es reiche nicht die Bewegung zu unterstützen, es sei nun konkretes Handeln erforderlich. "Wir haben da selber vor unser eigenen Tür zu kehren, es gibt noch ganz schön viel Luft nach oben", sagte Kurschus. Für die westfälische Kirche versprach sie: "Wir müssen und wir werden jetzt handeln."