Dortmund (epd). Der Chefredakteur des evangelischen Kulturmagazins "Zeitzeichen", Reinhard Mawick, hat sich für mehr Kreativität im Umgang mit geschlechtergerechter Sprache ausgesprochen. "Der Mittelweg ist total wichtig", sagte er am Freitag auf dem evangelischen Kirchentag in Dortmund. Im eigenen Impressum schreibe das Magazin beispielsweise seit einiger Zeit nicht mehr "Herausgeber", sondern "herausgegeben von". Das Magazin wird von vier Frauen und acht Männern publiziert.
Die "Welt"-Redakteurin Hannah Lühmann kritisierte in der Podiumsdiskussion mit dem Titel "Das ist jetzt aber nicht politisch korrekt!" eine Vehemenz in der Debatte um geschlechtergerechte Sprache. Diese sei so aufgeheizt, weil Geschlecht und Sprache zwei sehr grundlegende Kategorien seien, die jeden Menschen beträfen, sagte sie: Das "berührt uns sehr, sehr tief". Lühmann plädierte für weniger Dogmatismus und erklärte, sie fände es schön, wenn mehr Zwischentöne gehört würden.
Die Psychologin Bettina Hannover sagte, in grammatikalisch ohnehin geschlechterneutraleren Sprachen wie dem Finnischen oder Englischen werde die Debatte weniger erregt geführt, weil sie weniger Auswirkungen habe. Dort sei ein geschlechtersensibler Umgang mit Sprache zudem viel weiter verbreitet. Zur Emotionalisierung der Diskussion trage auch die kognitionspsychologische Eigenschaft des Menschen bei, tendenziell eher negativ zu reagieren, wenn eine Veränderung des eigenen Verhaltens gefordert werde.
Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag findet von Mittwoch bis Sonntag in Dortmund statt. Die Veranstalter erwarten rund 118.000 Teilnehmer. Das Treffen steht unter der Losung "Was für ein Vertrauen". Der Kirchentag ist alle zwei Jahre in einer anderen Stadt zu Gast. 2017 fand das Protestantentreffen in Berlin und Wittenberg statt. Für 2021 ist ein Ökumenischer Kirchentag in Frankfurt am Main geplant.