Dortmund (epd). Der Journalist Heribert Prantl ist beim evangelischen Kirchentag in Dortmund vom Publikum gefeiert worden. Nach einem Vortrag über Angst, in dem Prantl vor mehreren Tausend Menschen einen flammenden Appell unter anderem für mehr Menschlichkeit in der Flüchtlingspolitik, für Widerstand gegen Populismus und Mut für Lösungen in der Klimapolitik warb, erntete er am Freitag großen Beifall: Die Zuhörer erhoben sich applaudierend von ihren Sitzen. Mit den Worten "Die Kraft der Hoffnung ist die Kraft gegen die Angst" beendete er seinen Beitrag.
Der Journalist der "Süddeutschen Zeitung", der bis vor kurzem auch zur Chefredaktion des Blattes gehörte, sagte, die Angst gehöre zum Leben, schütze auch vor Gefahren. Er warnte aber vor zu viel Angst. Angesprochen auf seinen Beruf sagte er, er mache sich keine Sorgen um die Zukunft des Journalismus. Gerade in aufgeregten Zeiten werde er gebraucht. "Ich kann nicht nachvollziehen, warum auf Medientagen so eine Weinerlichkeit eingezogen ist", sagte er.
Prantl, der vor seiner Karriere als Journalist als Richter arbeitete, recherchiert und kommentiert vor allem zum Asylrecht. Er sei überzeugt davon, dass das 21. Jahrhundert einmal daran gemessen werde, wie es mit Flüchtlingen umgegangen ist, sagte er. Die europäische Flüchtlingspolitik liege auf der offenen Skala des Ungeistes derzeit sehr weit oben, sagte er. Die aktuelle Asylpolitik nannte er "unbarmherzig, tödlich, eine Schande".
Im Programm des Kirchentags, an dessen Spitze in diesem Jahr der Journalist Hans Leyendecker steht, stehen in diesem Jahr auffällig viele Journalisten, die mit Besuchern, Experten und Politikern über aktuelle Themen diskutieren. Am Freitagmorgen gestaltete die NDR-Journalistin Anja Reschke eine Bibelarbeit mit, am Donnerstag der "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo.