Dortmund (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat vor den Folgen von Hetze gegen Politiker gewarnt. "Wenn massiv und systematisch Misstrauen gegen Menschen in politischer Verantwortung gesät wird, Menschen auf dieser Basis attackiert und beschuldigt werden, dann kann das Gift sogar tödlich wirken", sagte Bedford-Strohm am Freitag bei einer Bibelarbeit auf dem evangelischen Kirchentag in Dortmund. Er verwies auf den mutmaßlich rechtsextremistisch motivierten Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke.
Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist, beklagte ein Klima des Misstrauens in der Gesellschaft, das sich aktuell in drastischer Weise ausbreite: "Dieses erschütterte Vertrauen ist ein Thema, das wir dringend angehen müssen." Insbesondere die Politik bedürfe eines Urvertrauens. "Dass sich Menschen überhaupt noch für solche Ämter zur Verfügung stellen, ist keine Selbstverständlichkeit."
Er fügte hinzu, dass dennoch Kritik an Politik geäußert werden müsse - gerade gegenüber links- oder rechtsextremen Positionen. "Wenn man sein Vertrauen auf Ideen setzt, die ein in sich geschlossenes Weltbild verkörpern, dann kommen sie im Gewande der Religion, sind aber Ideologien, die sich selbst nicht mehr kritisch hinterfragen."