Dortmund (epd). Altbundespräsident Joachim Gauck hat die Ostdeutschen vor zum Teil herablassender westdeutscher Kritik in Schutz genommen. "Wenn es bei Ihnen in Stuttgart oder in Köln oder Dortmund DDR gegeben hätte, das hätte genauso mit Ihnen funktioniert wie mit den Leipzigern und Rostockern", sagte der evangelische Theologe am Donnerstag auf dem evangelischen Kirchentag in Dortmund. Es gebe gewachsene Unterschiede. Man müsse nicht alles gut finden, was dort anders sei, aber man müsse die Herkunft verstehen und sie nicht aus einem "minderen Charakter" herleiten.
Gauck erinnerte zudem an die wichtige Rolle der evangelischen Kirchentage in der damaligen DDR für die Demokratiebewegung. Diese hätten Freiräume vor allem für oppositionelle Kräfte eröffnet. Man habe den Menschen zeigen können: "Wir haben eine Wahl." Der Staat habe damals große Angst vor der Kirchentags-Bewegung gehabt, deswegen seien auch nur regionale Christentreffen erlaubt gewesen, fügte der 79-Jährige hinzu.
Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag mit rund 118.000 Teilnehmern dauert bis Sonntag. Die fast 2.400 Veranstaltungen stehen unter dem biblischen Leitwort "Was für ein Vertrauen".