"Als Kirchen erwarten wir von der Bundesregierung genau wie von den anderen Regierungen Europas, dass sie jetzt sofort Lösungen finden", sagte Bedford-Strohm der in Hagen erscheinenden "Westfalenpost" (Mittwoch). Diesen Appell, der ausdrücklich vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, mitgetragen werde, habe er der Kanzlerin am Wochenende per Brief übermittelt.
Im Sommer würden sich wieder besonders viele Menschen auf die riskante Überfahrt übers Meer begeben, um nach Europa zu fliehen, sagte Bedford-Strohm. "Es kann nicht sein, dass Europa tatenlos zuschaut, wie Menschen im Mittelmeer ertrinken und dann noch jene, die als einzige überhaupt noch Leben retten, kriminalisiert werden." Der EKD-Ratsvorsitzende will am Donnerstag auf dem Kirchentag mit dem Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, über die Seenotrettung diskutieren. Bedford-Strohm hatte vor zwei Wochen mit Orlando den Palermo-Appell veröffentlicht, in dem die beiden das Ende der Kriminalisierung von Seenotrettern fordern.
Bedford-Strohm kritisierte in diesem Zusammenhang die AfD scharf: "Wenn jemand sagt, ich bin zuerst Deutscher und dann Christ, dann ist das Ketzerei", sagte er der Zeitung. Es sei unverträglich mit dem christlichen Glauben, wenn man menschlichen Kälte etwa gegenüber Flüchtlingen zum Programm erhebe und deren Not und Leid einfach ausblende. Für rassistische oder antisemitische Einstellungen dürfe der Kirchentag kein Forum sein. Zum Deutschen Evangelischen Kirchentag, der an diesem Mittwoch in Doprtmund beginnt, sind keine Vertreter der AfD zu Diskussionsveranstaltungen eingeladen.