Für die These, dass es sich um das Grab des 1021 verstorbenen Erzbischofs Erkanbald handelt, konnten die an der Untersuchung beteiligten Forscher keine Beweise finden. Bislang gebe es keine Deutung für die Reste einer über dem Kopf befindlichen Goldborte, teilte der Forschungsleiter Guido Faccani am Donnerstag mit. Es sei aber mittlerweile ausgeschlossen, dass es sich um eine Mitra, die liturgische Kopfbedeckung eines Bischofs, handele.
"Wir haben auch keine Beigaben gefunden, die auf einen Bischof schließen lassen", erklärte der Archäologe. DNA-Analysen und die Untersuchung von Materialien aus dem Grab würden noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Über den Verstorbenen sei bereits bekannt, dass er zu Lebzeiten mindestens 1,75 Meter groß war und im Alter zwischen 40 und 60 Jahren verstarb. Gut erkennbar seien die Reste eines liturgischen Gewandes und von Schuhen aus Ziegenleder. Die Kleidung war für die Wissenschaftler ein Beleg dafür, dass es sich bei dem Toten mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Geistlichen handelte.
Die Untersuchung des Sandstein-Sarkophags habe auch ergeben, das er offenbar wiederverwendet und vor der Bestattung falsch herum in den Kirchenboden eingelassen wurde. Am Fußbereich des Sarkophags habe sich eine Nische befunden, in die ursprünglich der Kopf hätte gebettet werden sollen. Nachdem der Fehler bemerkt wurde, sei diese Nische abgeschlagen worden.
Von der aufwendigen Öffnung des Sarkophags hatten sich die evangelische Kirche und die vor Ort tätigen Archäologen den entscheidenden Beweis dafür erhofft, dass es sich bei St. Johannis um den Vorgängerbau des benachbarten Mainzer Doms handelt. Bei den 2013 begonnen Grabungen konnte bereits der Nachweis erbracht werden, dass es sich um eine der ältesten Kirchen Deutschlands handelt, in der Teile des Mauerwerks auf das 5. oder 6. Jahrhundert datiert werden können.