Die Kirchen seien entschlossen, den Prozess der europäischen Einheit voranzutreiben, sagte der Landesbischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck laut Redemanuskript am Mittwoch bei einer Veranstaltung in Brüssel. "Mit den Tugenden der Feindesliebe, der Besonnenheit und der Bereitschaft zum Dienst am Nächsten bringen wir Bedenkenswertes mit", erklärte der Bischof.
Er forderte dazu auf, die "vor- oder überpolitische Dimension von Politik wachzuhalten". Für die Kirchen in Europa sei dies eine wichtige Aufgabe, sagte Hein. Er verwies auf den Dichter Heinrich Heine. Dieser habe sein französisches Exil vor allem als persönlichen Trennungsschmerz von der Mutter erlebt. "Und so ist für ihn Politik die Ermöglichung eines persönlichen, selbstbestimmten Lebens in Freiheit, die eben keine Grenzen zwischen Menschen aufbaut, sondern Begegnung und Gemeinschaft ermöglicht", sagte Hein. Auf eine ähnliche Weise sei an der deutschen Teilung besonders schmerzhaft gewesen, dass sie Familienmitglieder voneinander trennte.
Von dieser Erfahrung schlug Hein einen Bogen zur aktuellen Diskussion um Europa und die Migration. Innereuropäische Freizügigkeit und das Asylrecht bedeuteten, "dass Menschen gut leben können", hieß es im Redemanuskript. Insgesamt beschrieb Hein die politisch-gesellschaftliche Situation in Deutschland als widersprüchlich. Auf der einen Seite Verunsicherung, Extremismus und "ein sich ständig radikalisierendes Geschrei", auf der anderen Seite großer Wohlstand und eine laut Umfragen weit verbreitete Zufriedenheit.