Die neuen Entwicklungen im militärischen Bereich blieben der Öffentlichkeit weitgehend verborgen, schreibt Rink in seinem neu erschienenen Buch "Können Kriege gerecht sein?" (Ullstein Verlag). Dabei hätten die Fragen, die sich beim Einsatz von autonomen Kampfrobotern stellen, "ein ungleich größeres existenzielles Gewicht als etwa autonome Fahrzeuge im Straßenverkehr". Solche Waffensysteme mit künstlicher Intelligenz können selbstständig feindliche Ziele auswählen und über Kampfmaßnahmen entscheiden.
Ein Ethikrat für militärische Themen müsste sich "aus militärischen Vertretern quer durch alle Dienstränge, aber eben auch aus Persönlichkeiten des zivilen Lebens rekrutieren", erklärt Rink. Erfahrene Praktiker und Militärexperten gehörten ebenso in eine solche Kommission wie Theologen, Philosophen, Psychologen, Informatiker, Ökonomen und Bürgervertreter. Es bedürfe auf dem Gebiet der künstlichen militärischen Intelligenz klarer Richtlinien und internationaler rechtlicher Regelungen.
Öffentliche Debatte nötig
Debatten über die neuen Formen der Kriegsführung dürften nicht fern der Öffentlichkeit stattfinden, unterstreicht Rink. "Gerade wir Deutschen mit unserer desaströsen Kriegsgeschichte betrachten das Militär immer noch als einen ausgegrenzten Sonderbereich, der mit unserer Welt nichts zu tun haben soll. Das ist meines Erachtens falsch und gefährlich."
"Für die Zukunft ist es unabdingbar, auf der Verantwortung des Menschen zu bestehen", betont der evangelische Theologe. Gegenwärtig scheine es jedoch vielen leichter, die menschliche Verantwortung abzugeben, "ohne sich die Konsequenzen bewusst zu machen". Der 1960 in Frankfurt am Main geborene Rink ist seit fünf Jahren der erste hauptamtliche Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der Militärbischof mit Sitz in Berlin leitet die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr und hat die kirchliche Dienstaufsicht über die Militärpfarrer.