Was ist aus dem Evangelium, der frohen Botschaft, geworden? Die Kirche im Mittelalter vertrat tatsächlich die Ansicht, Lachen sei unchristlich, schließlich habe Jesus auf Erden nie gelacht. Auch wenn diese Ansicht später relativiert wurde, im Grunde schwingt sie noch heute mit: Religion scheint etwas Erhabenes, Ernsthaftes zu sein.
"Lachen tötet die Furcht, und wenn es keine Furcht gibt, wird es keinen Glauben mehr geben", fasst Umberto Eco in seinem Roman "Im Namen der Rose" diese christliche Angst zusammen. Und wirklich, das Neue Testament liefert auf den ersten Blick keinen besonders erfreulichen Befund. Nicht nur Jesus lacht nicht, auch sonst lacht dort niemand aus Freude. Nur die Gegner Jesu verlachen ihn aus Spott. Haben Christen wirklich nichts zu lachen?
"Pass auf, kleine Hand, was du tust! / Denn der Herrgott im Himmel schaut herab auf dich." Ein christliches Kinderlied, das noch bis vor gar nicht so langer Zeit ganz selbstverständlich mit Kindern gesungen wurde. Die Botschaft: Gott sieht alles, was du tust, pass bloß auf, der meint es ernst! Nein, vor einem solchen Gott ist einem tatsächlich nicht nach Lachen zumute.
Und dabei weist die Botschaft Jesu doch in eine ganz andere Richtung. Das Reich Gottes sei schon angebrochen, verkündete er. Und das ist für ihn gerade kein Grund zu verbissener Frömmigkeit, sondern ein Grund zur Freude. Jesus nimmt an Festen teil und feiert mit seinen Mitmenschen. Es ist nicht vorstellbar, dass dabei nicht auch gelacht wurde.
Eine schöne Tradition des Lachens kennt allerdings auch das Christentum: Das Lachen in der Osternacht, das auch heute noch in einigen Gemeinden stattfindet. Laut lachen die Christen in dieser Nacht darüber, dass Gott den Tod besiegt hat. "Der Tod ist verschlungen vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?" (1 Korinther 15,55) Ein guter Grund zum Lachen!