"Manchmal hat Not etwas Gutes", schrieb der Journalist in einem Gastbeitrag für die "Herder Korrespondenz": "Die zu erwartende Schwäche der Finanzkraft kann die Ökumene voranbringen." Die Veränderung beginne mit der gemeinsamen Nutzung von Gebäuden und könne sich bis in die gemeinsame Gemeindearbeit fortsetzen.
Leyendecker verwies auf eine Studie, wonach sich die Zahl der Kirchenmitglieder in Deutschland bis zum Jahr 2060 halbieren könnte. "Die Kirchensteuereinnahmen werden entsprechend rückläufig sein", betonte der Präsident des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Dortmund, der vom 19. bis 23. Juni stattfindet. Die Kirchen müssten sich in den kommenden Jahrzehnten stärker verändern, als sie es heute ahnten: "Das muss aber keine schlechte Nachricht sein."
Viele Menschen wollten zwar mit der Institution Kirche nichts zu tun haben, aber nicht wenige von ihnen seien gläubig. "Kirche muss also mehr als bislang versuchen, diese glaubensaffinen, kirchenfernen Kreise zu erreichen", schrieb Leyendecker weiter. In schrumpfenden Kirchen wachse zudem die Neugierde der Verbliebenen aufeinander. "Es wird einen stabilen Kern von Millionen Gläubigen geben, und die verbindet dann eine ganze Menge", unterstrich der Kirchentagspräsident: "Schon heute können viele Christen die Differenzen im Verständnis der Sakramente nur schwer nachvollziehen, und die steigende Zahl der Nichtchristen kann das gar nicht."