"Wir haben leider keine Zeit", sagt der Dresdner Schüler Konrad Lames (16). In nur neun Jahren werde sich die Erde um 1,5 Grad erwärmt haben - wenn alles so wie bisher weitergeht. Das sei dann irreversibel. Konrad diskutierte als einer der Aktivisten der "Fridays for Future"-Bewegung mit dem sächsischen Landesbischof Carsten Rentzing. Dazu hatte dieser Jugendliche aus dem Evangelischen Kreuzgymnasium eingeladen.
"Es ist gut, dass ihr ungeduldig seid, das erhöht den Druck", sagt Rentzing. Ja, die Politik sei in der Verantwortung. "Aber ihr solltet auch ein Stücken geduldig sein", appelliert er. "Ich animiere dazu, auf die Hoffnung zu setzen", sagt der Bischof. "Wir könnten es schaffen." Seine Zuversicht in die Kraft des Menschen sei groß genug.
Der Bischof nimmt sich an diesem Vormittag mehr Zeit als zunächst geplant. Weit mehr als eine Stunde beantwortet Rentzing die Fragen der Schüler: Was kann die Kirche zum Klimaschutz beitragen? Was macht sie schon? Können wir Bäume auf Kirchengrund pflanzen? Die Fragen sind ebenso engagiert wie konkret. Die jungen Leute brennen für die Sache - daran bleibt kein Zweifel. Rentzing hatte "Fridays for Future" von Beginn an begrüßt und sich hinter die Schülerproteste gestellt. Mit der Aktion fordern junge Leute weltweit seit Monaten mehr Anstrengungen beim Klimaschutz. Zu ihren konkreten Forderungen zählt unter anderem, die Erderwärmung auf 1,5-Grad Celsius zu begrenzen.
Handynutzung einschränken
In der Schülerdiskussion appelliert der Bischof auch an die eigene Verantwortung: Jeder müsse sich sagen: "Was tue ich jetzt?" So sei der Energieverbrauch von Handys gigantisch und der Anteil von jugendlichen Nutzern ebenfalls. Er rate dazu, Ideen Schritt für Schritt zu gehen und erst einmal "das zu tun, was vor den Füßen liegt". Als Beispiel nannte Rentzing zudem das Vermeiden von Autofahrten.
Am Handykonsum solle es nicht scheitern, sagen die Dresdner Jugendlichen an diesem Vormittag. Sie wären bereit, diesen einzuschränken. Dennoch sehen sie vieles nicht so optimistisch wie der Theologe. Emanuel Petereit (16) gibt zu, er sei eher am Verzweifeln und fragt den Bischof, woher er seinen Optimismus nimmt. Er habe beim Thema Waldsterben in der DDR oder etwa bei der Problematik des Ozonlochs erlebt, dass vieles möglich ist, entgegnet Rentzing. "Es liegen große Gaben in uns", fährt er fort, "und wir sind schon auf dem Weg." Die Menschen hätten die "Kraft und die Möglichkeit, das zu packen. Allerdings müssten wir es dann auch anpacken", forderte er. Christen hätten "ein hohes Maß an Verantwortung".
Die 15-jährige Caroline Frenzel will wissen, ob auch ältere Menschen Interesse am Klimaschutz haben. Ja, sagt Rentzing, den Eindruck habe er schon. Die Generation der über 80-Jährigen habe ohnehin nachhaltig gelebt.
Die Skepsis bleibt - und der Wille zum Engagement
In der Diskussion sagt der Bischof den Jugendlichen noch seine Unterstützung für das Bepflanzungsprojekt "Mein Dresden - Mein Baum" zu. Er werde prüfen, ob dafür brachliegende kirchliche Flächen genutzt werden können. Das Projekt setzt auf gemeinschaftliches bürgerschaftliches Engagement.
Ad hoc könne auch die Kirche nichts machen, aber nachhaltig schon, sagt Rentzing. In sächsischen Kirchgemeinden gebe es schon einige Umweltprojekte. Er selbst überlege zudem sehr genau, wann und wie viele Auslandsreisen er mache. Er versuche, sparsam damit umzugehen, obwohl er viele Angebote habe und Kommunikation natürlich wichtig sei. "Wir sind von Gott als Gärtner seines Gartens eingesetzt worden", sagt Rentzing. Genaugenommen sei es "nicht unsere Welt, sondern die Gottes". Aber der Mensch sei dafür verantwortlich.
Aaron Pietzonka (18), Schülersprecher des Kreuzgymnasiums, bleibt skeptisch. "Dass wir das schon alles schaffen und es wird schon gehen" - davon sei er nicht überzeugt. Denn, so befürchtet er, "es kann auch schiefgehen". Tatsächlich habe er bisher immer alles sehr pessimistisch gesehen, sagt Emanuel. Aber, so sagt er nach dem Gespräch mit dem Bischof, "die Argumente waren ziemlich cool". So ganz stehenlassen will das Aaron nicht: "Realismus ist nicht schlecht. Aber wir müssen radikaler sein als die Älteren und sollten in unserem Engagement nicht nachlassen."