Seit ihrem Debüt "Sehnsüchte. Eine Erzählung" (1990) schreibe sie aus der Perspektive von Schwachen und Gedemütigten, meist Mädchen und Frauen, mit literarisch von Buch zu Buch variierenden Mitteln. Klüssendorf steht laut Jury in der Tradition großer deutscher Erzählerinnen wie Marie Luise Kaschnitz, der Namensgeberin des Preises. Sie erhielt die Auszeichnung für ihr Gesamtwerk im Rahmen einer Literaturtagung am Wochenende in der Evangelischen Akademie Tutzing.
Wie der Autor und SZ-Journalist Jens Bisky in seiner Laudatio hervorhob, gehe es in den Erzählungen und Romanen von Angelika Klüssendorf um existenzielle Themen, wie Hunger und wie das "Ich im eigenen Körper heimisch" werden könne. Mit großer Unmittelbarkeit, Direktheit und Authentizität erzähle die Autorin als "Menschenkennerin" lakonisch und schnörkellos von "unten", von Außenseitern. Die "Gier auf Leben" brauche Geschichten, die Klüssendorf liefere.
In ihrer Dankesrede beschrieb die Schriftstellerin, welche Bedeutung Tiere in ihren Werken haben. Tiere müssten sich nicht selbst erfinden, seien nicht auf der Suche nach dem eigenen Selbst und könnten so auch für die Menschen eine rettende Funktion haben.
Der Marie Luise Kaschnitz-Preis wurde 1984 anlässlich des 10. Todestages der Schriftstellerin ins Leben gerufen und wird alle zwei Jahre verliehen. Preisträger waren unter anderem Michael Köhlmeier, Lutz Seiler, Thomas Lehr, Mirko Bonné, Pascal Mercier und Julia Franck.