Drei Wochen vor den Europawahlen hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, für Vertrauen in die Europäische Union geworben. In der aktuellen Situation müsse man noch deutlicher für Europa "als Lebens- und Gestaltungsraum freiheitlicher Demokratie" eintreten, erklärte Bedford-Strohm laut Redemanuskript am 2. Mai in Brüssel. "Gerade in einer krisenhaften Lage rückt die Ressource Vertrauen ins Zentrum."
Für dieses Vertrauen gebe es Gründe, betonte der bayerische Landesbischof. Er verwies auf Frieden und politische Stabilität dank der europäischen Einigung und die "europäischen Werte" wie Menschenwürde, Freiheit und Gleichheit. Ein Bekenntnis zu Europa sei zwar kein religiöser Akt, sagte Bedford-Strohm laut Manuskript. Aus Glaubensüberzeugungen könne aber politische Orientierung erwachsen. "Wer glaubt, dass jeder Mensch geschaffen ist zum Bilde Gottes, wird mit Leidenschaft dafür eintreten, dass die Würde des Menschen geschützt wird." Das bedeute zum Beispiel, für die Rettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer einzutreten.
Mehr Gemeinsamkeit nötig
Innerhalb der EU müssten Spaltungstendenzen überwunden werden, erklärte Bedford-Strohm. "Das Gemeinwohl muss wieder über das Partikularinteresse gestellt werden." Nach außen müsse die EU mit einer Stimme sprechen und mit ihrer wirtschaftlichen Macht helfen, die Lebensbedingungen der Menschen weltweit zu verbessern.
Eine konkrete Wahlempfehlung sprach der EKD-Ratsvorsitzende nicht aus, wandte sich aber gegen Rechtspopulisten und Nationalisten. Diese lebten von der Vereinfachung und verschärften gesellschaftliche Spaltungen. Für Christen hingegen sei Europa "lebendiger Ausdruck des ökumenischen Gedankens von Einheit in Vielfalt". Die Europawahlen finden vom 23. bis 26. Mai statt.