Auf dem Gebiet der Landeskirche waren die ersten Theologinnen vor 76 Jahren ordiniert worden. "Unsere Kirche braucht Frauen und Männer gleichberechtigt im Amt", sagte Landesbischof Markus Dröge in seiner Predigt in der Berliner Marienkirche. Erst wenn Vielfalt gelebt werde, "erfüllen wir den Auftrag Christi angemessen".
Ziel der Kirche sei heute auch, mehr Frauen für Leitungspositionen zu gewinnen, sagte Dröge. "Es wird unserer Kirche gut tun, wenn Frauen mehr Verantwortung in Leitung übernehmen." Generalsuperintendentin Heilgard Asmus würdigte das Wirken der ersten Generation von Frauen im Pfarramt. Diese seien ihren Weg trotz vieler Widerstände mit großem Mut gegangen. "Gleichstellung ist immer noch ausbaufähig, wie wir alle wissen", betonte Asmus.
Präses Sigrun Neuwerth sagte, beim Blick in die Wirtschaft, die Politik oder in andere Bereiche der Gesellschaft werde deutlich, dass Pfarrerinnen ihre Geschlechtsgenossinnen beim Thema Gleichberechtigung mittlerweile überholt hätten. Nur in den geistlichen Führungspositionen gebe es noch Nachholbedarf.
In der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz wurden die ersten Theologinnen vor 76 Jahren in Sachsenhausen ordiniert. Sie mussten aber nach der Heirat ihr Amt aufgeben und durften nicht die Geschäftsführung in der Gemeinde ausüben. Die ersten Theologinnen, die in der Landeskirche für das Pfarramt ordiniert wurden, waren am 12. Januar 1943 Ilse Härter und Hannelore Reiffen, durch Präses Kurt Scharf. Dieser habe sich damit bewusst gegen die übrige Bekennende Kirche gestellt, die für Theologinnen nur eine Einsegnung vorsah, hieß es.
Die volle Gleichstellung von Männern und Frauen im Pfarramt gebe es aber erst seit 45 Jahren. Pfarrerinnen konnten ab 1974 auch nach der Heirat im Pfarramt bleiben und hatten das Recht zur Sakramentsverwaltung, also Taufe, Abendmahl und öffentlicher Wortverkündigung.
Eröffnet wurde am Dienstag in der Marienkirche auch die neue Wanderausstellung "Vorgängerinnen im Amt". Diese Ausstellung "beleuchtet eine Thematik, die lange Zeit unbeachtet war", erklärte die Landeskirche. Auf 14 Tafeln informiere sie exemplarisch "über den steinigen Weg von Frauen" sowie die Gleichstellung von Frauen und Männern im geistlichen Amt.