Zwei Kandidaten und eine Kandidatin für das Amt des Landesbischofs der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) haben sich am Samstag in der Marktkirche in Halle der Öffentlichkeit vorgestellt. Zunächst hielten die Bewerber Friedrich Kramer aus Wittenberg, Karsten Müller aus Halle und Ulrike Weyer aus Plauen jeweils einen Vortrag zum Thema "Aufstehen und Auferstehen in Kirche und Gesellschaft". Danach stellten sie sich den Fragen des Publikums. Dabei gingen sie unter anderem auf die Themen Diakonie, Tempolimit, Religionsunterricht, Umgang mit der AfD und die Ehe für alle ein. Angesichts sinkender Gemeindemitgliederzahlen und wachsender Nachwuchsprobleme sehen alle Bewerber Herausforderungen auf die Kirche zukommen. Zugleich betonten sie die Pflicht der Kirche, in die Gesellschaft zu wirken.
Kandidaten mit vielen Ideen
Kramer ermunterte dazu, als Christen aufzustehen, auch Dinge zu erproben, Kirchengebäude mit Leben zu füllen und eine Vorbildwirkung in der Gesellschaft einzunehmen. Als ein großes Zeichen der Auferstehung benannte er als Beispiel die jüngste enorme Spendenbereitschaft nach dem Brand von Notre-Dame in Paris. Kramer sagte, es sei vor allem wichtig, dass man das, was man tue, mit Freude mache. So müssten Gottesdienste so sein, dass sie einladend seien, und nicht peinlich berührend. Haupt- und Ehrenamt müssten zusammenwirken.
Müller rief dazu auf, mehr Glauben und mehr Theologie zu wagen. Er sei fest überzeugt, dass die christliche Botschaft immer wieder in die Gesellschaft getragen werden müsse, und zwar "im Dialog, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger". Er sagte: "Wir müssen uns der Komplexität der Welt stellen und müssen auferstehen gegen Demokratieverachtung, Hass und Rassismus." Mit Blick auf sinkende Mitgliederzahlen sagte Müller: "Wir müssen schauen, dass wir sinnvolle Strukturen für diese Zahlen organisieren können und dass der kirchliche Dienst finanzierbar bleibt." Dazu gehörten auch sinnvolle Investitionen.
Weyer betonte, Kirche sei an einen Auftrag gebunden. Zwar sei die aktuelle Situation herausfordernd, aber: "Auch wenn wir weniger werden, verzwergen wir nicht." Eine Herausforderung sei auch die eigene Sprachfähigkeit der Christen. Kirche sei für sie eine souveräne Größe. Sie habe keine Angst davor, dass es weniger Gemeindemitglieder gebe. "Ich habe ein festes Vertrauen auf Gott." Aus ihrer Sicht ist es Aufgabe der Kirche, Gesprächsräume zu öffnen und zu moderieren, sich gesellschaftspolitisch, aber nicht parteipolitisch einzubringen. "Wo Grenzen überschritten werden, müssen wir unsere Stimme erheben."
Klare Haltung zur AFD
Zum Umgang mit der AfD erklärten alle drei Bewerber, dass Anhänger der Partei auch zu den Kirchengemeinden gehören. Diese dürfe man nicht ausgrenzen. Man müsse allerdings deutlich machen, "dass es zwischen den Zielen der AfD und dem, was wir als Kirche vertreten, fundamentale Unterschiede gibt", betonte Müller.
Auf die Frage zur kirchlichen Trauung für alle antwortete Müller, man tue nicht in allem, aber in manchem gut daran, staatliche Vorgaben nachzuvollziehen. "Gottes Segen sortiert nicht." Die Sicht auf die sexuelle Orientierung habe sich geändert. Auch Kramer sprach sich für Gleichberechtigung aus und betonte, die Frage der Sexualität sei nebensächlich. Er verwies dabei auf die Bibel. Weyer sagte, wer mit ehrlichem Herzen nach Gott suche, der solle auch mit Gottes Segen begleitet werden. Lösungen müssten vor Ort gefunden werden.
Das neue geistliche Oberhaupt der etwa 700.000 evangelischen Christen in weiten Teilen Thüringens, Sachsen-Anhalts sowie in Randgebieten Sachsens und Brandenburgs soll auf der Landessynode am 10. Mai in Kloster Drübeck im Harz gewählt werden. Die Amtseinführung ist für den 7. September im Magdeburger Dom vorgesehen.
Friedrich Kramer, 1964 in Greifswald geboren, ist seit 2009 Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt und zugleich Studienleiter für Theologie und Politik. Karsten Müller, 1966 in Merseburg geboren, ist seit 2013 Pfarrer für die Johannesgemeinde in Halle und die Kirchengemeinde Halle-Diemitz. Ulrike Weyer wurde 1973 in Dresden geboren. Sie ist seit 2015 Superintendentin im Kirchenbezirk Plauen und Inhaberin der Pfarrstelle der St. Johanniskirchgemeinde Plauen.