Das Papier soll am 9. April unterzeichnet werden, gab Kulturminister Konrad Wolf (SPD) am Mittwoch in Mainz bekannt. Mit dem Vertragsabschluss wird unter anderem alevitischer Religionsunterricht zum ordentlichen Lehrfach an rheinland-pfälzischen Schulen. Landesbeschäftigte und Schüler können sich an religiösen Feiertagen vom Dienst freistellen oder vom Unterricht beurlauben lassen.
Eine finanzielle Förderung der Glaubensgemeinschaft durch das Land ist nicht Teil der Vereinbarung und wurde laut Wolf auch nicht diskutiert. Im Gegensatz zu den schwierigeren Verhandlungen mit den größten Islamverbänden im Land sei der Vertragsabschluss mit den Aleviten nie infrage gestellt worden, sagte der Minister. Am Bekenntnis der Aleviten zum Wertekanon des Grundgesetzes habe es keinerlei Zweifel gegeben.
Die Mainzer Landesregierung hatte seit 2012 unter anderem mit dem Moscheeverband Ditib und der Alevitischen Gemeinde über den Abschluss vertraglicher Vereinbarungen verhandelt. Diese sollten ähnliche Themen regeln wie die Kirchenstaatsverträge. Die Gespräche mit den Islamverbänden waren wegen wachsender Sorgen über den Einfluss des türkischen Staates auf Ditib, den mit Abstand wichtigsten Gesprächspartner des Landes, ausgesetzt worden. 2018 wurden sie nach Veröffentlichung von zwei neuen Gutachten vom Land vorerst abgebrochen.
Die Aleviten sind eine überwiegend in der Türkei verbreitete Glaubensgemeinschaft, zu der sich Schätzungen zufolge bis zu einem Viertel der türkischen Bevölkerung bekennt. Ob die Aleviten Muslime sind oder eine eigenständige Religion darstellen, ist sowohl innerhalb der alevitischen Gemeinden als auch unter den übrigen Muslimen umstritten. Aleviten lehnen eine wörtliche Auslegung des Koran ab und beten nicht in Moscheen, sondern in Versammlungshäusern, sogenannten Cem-Häusern. Ebenso wie die Schiiten verehren sie den Schwiegersohn des Propheten Mohammed, Ali ibn Abu Talib, als dessen ersten rechtmäßigen Nachfolger.
In Rheinland-Pfalz gehören der Glaubensgemeinschaft rund 8.000 Menschen an, bislang findet im Rahmen eines Modellprojekts an vier Grundschulen alevitischer Religionsunterricht statt. Gemeinden bestehen in Mainz, Alzey, Worms, Trier, Ludwigshafen sowie im Raum Koblenz. Auch in anderen Bundesländern, unter anderem in Nordrhein-Westfalen, wird alevitischer Religionsunterricht angeboten.