Die Zahl der Toten nach dem Wirbelsturm "Idai" im Südosten Afrikas ist am Samstag auf mehr als 600 gestiegen. Allein in Mosambik kamen nach Regierungsangaben 417 Menschen ums Leben, in den Nachbarländern Simbabwe und Malawi knapp 200. Nothelfer vor Ort gehen davon aus, dass die Opferzahl weiter steigen wird. Weite Teile der überfluteten Regionen waren weiterhin nur mit Booten und Hubschraubern erreichbar, obwohl das Wasser sich langsam zurückzog.
Mehr als 60.000 Häuser sind Regierungsangaben zufolge allein in Mosambik zerstört oder stark beschädigt worden. Neben Zelten und Baumaterial werde vor allem Trinkwasser gebraucht, sagte Jennifer Bose von der Hilfsorganisation Care in Maputo am Samstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine Woche nach der Katastrophe seien die ersten Cholerafälle aufgetreten. Das stehende Wasser begünstige auch andere Durchfallerkrankungen und Malaria.
Mosambik hat gleiche Priorität wie Syrien, der Jemen und der Südsudan
Das Technische Hilfswerk schickte am Samstag Trinkwasserexperten in die betroffenen Regionen. Einem Sprecher zufolge sollen sie zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen installieren, die bis zu 10.000 Liter Wasser pro Stunde reinigen können. Bose erklärte, es sei nach wie vor schwierig, die Hilfe zu den Menschen zu bringen. So habe Care zwölf Lastwagen zu einer Basis im Norden des Landes geschickt, von wo die dringend benötigten Hilfsgüter mit Booten und Helikoptern zu den Betroffenen gebracht werden müssten. Derzeit sind in Mosambik aber nur elf Helikopter im Einsatz. Für diese werde zudem der Treibstoff knapp, warnte Bose. Sie verglich die Lage in Mosambik mit der nach dem Erdbeben in Nepal oder dem Tsunami in Indonesien. Das Welternährungsprogramm (WFP) stuft die Krise in Mosambik inzwischen mit der höchsten Krisenwarnstufe 3 ein. Damit erhalte Mosambik die gleiche Priorität für die Organisation wie Syrien, der Jemen und der Südsudan, erklärte ein WFP-Sprecher in Genf.
Mindestens 600.000 Menschen seien vor den Fluten auf der Flucht. Das immense Ausmaß der Zerstörung, die "Idai" seit Freitag vergangener Woche angerichtet habe, werde immer sichtbarer. Die Zahl der Hilfsbedürftigen steige rapide an. UN-Generalsekretär António Guterres rief die Weltgemeinschaft auf, mehr Ressourcen für die Hilfe in Mosambik bereitzustellen. Die 20 Millionen Dollar (knapp 18 Millionen Euro), die die Vereinten Nationen als Ersthilfe zur Verfügung gestellt hätten, reichten nicht aus, hieß es in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung.
Das Kinderhilfswerk Unicef warnte, jeder zweite der 1,8 Millionen Hilfsbedürftigen in Mosambik sei ein Kind. Die Folgen seien auch langfristig dramatisch, erklärte Unicef-Chefin Henrietta Fore. So seien alleine in der Stadt Beira mindestens 2600 Schulräume zerstört worden. 39 Krankenhäuser seien beschädigt und nur noch teilweise benutzbar. Sorge bereitet den Helfern auch der hohe Wasserstand in mehreren Staudämmen. Diese seien randvoll, erklärte Care-Expertin Bose. Sollten die Reservoirs bersten, könnten ganze bislang sichere Landstriche überflutet werden. Die Vereinten Nationen warnten, wegen anhaltender Regenfälle in den Einzugsgebieten des Sambesi drohe der Fluss über die Ufer zu treten.