Wie der britische Sender BBC und der New Zealand Herald berichteten, wurden am Freitag durch Schüsse in den Gotteshäusern 49 Menschen getötet. Mindestens 20 weitere Menschen seien verletzt worden. Drei Menschen wurden verhaftet. Nach Angaben der Behörden waren sie bisher nicht aufgefallen.
Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern sprach von einem "terroristischen Angriff". Es sei einer "der schwärzesten Tage Neuseelands". Viele der Betroffenen seien Einwanderer, erklärte sie auf Twitter.
Bedford-Strohm: Hass und Gewalt gegen Menschen durch nichts zu rechtfertigen
In einer ersten Reaktion der Bundesregierung auf die Angriffe zeigte sich Außenminister Heiko Maas (SPD) erschüttert: "In diesen schweren Stunden stehen wir fest an der Seite unserer neuseeländischen Freunde. Unser ganzes Mitgefühl gilt den Familien und Freunden der Opfer", twitterte Maas am Freitagmorgen.
Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zeigte sich entsetzt über die Tat. In einer Pressemitteilung schreibt der bayerische Landesbischof, Neuseeland sei heute zu einem Ort von Schmerz und Trauer geworden. Weiter heißt es dort: "Die abscheuliche Tat entsetzt mich zutiefst. Die digitale Multiplikation des Horrors beschreibt die zynischen Abgründe des Terrorismus unserer Tage. Meine Gedanken sind bei den Getöteten, den Verletzten und ihren Angehörigen. Hass und Gewalt gegen Menschen gleich welcher Religion, Herkunft oder Weltanschauung sind durch nichts zu rechtfertigen. Das biblische Wort aus den Herrnhuter Losungen für den heutigen Tag ruft uns Christinnen und Christen dazu auf, entschieden gegen Terror und Unrecht einzustehen: „Schafft Recht und Gerechtigkeit und errettet den Beraubten von des Frevlers Hand und bedrängt nicht die Fremdlinge, Waisen und Witwen und tut niemand Gewalt an!" (Jeremia 22,3).
EU erklärt sich mit Neuseeland solidarisch
Die Europäische Union übermittelte "den Familien und Freunden der Opfer ihr aufrichtiges Beileid" und erklärte sich mit Neuseeland solidarisch. "Angriffe auf Orte des Gottesdienstes sind Angriffe auf uns alle, die Vielfalt und Religions- und Meinungsfreiheit hochschätzen", hieß es in einer Mitteilung der Außenbeauftragten Federica Mogherini. Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber nannte die Angriffe eine "fürchterliche Attacke". "Wir müssen alle vereint gegen den Terrorismus stehen und gemeinsam gegen den Hass kämpfen", schrieb Weber auf Twitter.
Auch der Generalsekretär des Europarates, Thorbjorn Jagland, verurteilte die Taten und zeigte sich solidarisch mit Neuseeland. Rassismus, religiöser Hass und Islamophobie bedrohten den Frieden auf der ganzen Welt, twitterte der Norweger.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte, sie trauere mit den Neuseeländern um ihre Mitbürger, die friedlich betend in ihren Moscheen überfallen und aus rassistischem Hass ermordet worden seien. In einer ersten Reaktion am Freitag, die von Regierungssprecher Steffen Seibert im Kurznachrichtendienst Twitter verbreitet wurde, heißt es: "Wir stehen Seite an Seite gegen solchen Terror."
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach der Generalgouverneurin von Neuseeland seine Anteilnahme aus. "Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer, den Verletzten und den mutigen Helfern", schrieb Steinmeier am Freitag an Dame Patricia Lee Reddy. Besonders verachtenswert sei, "dass Menschen Opfer dieser feigen Anschläge wurden, die friedlich ihrem Glauben nachgingen", stellte er nach Angaben des Bundespräsidialamtes in dem Kondolenzschreiben heraus. "Deutschland trauert mit Ihnen. Wir wünschen Ihrem Land die Kraft, sich in dieser schweren Stunde seine Offenheit und Zuversicht zu bewahren", heißt es in der Kondolenz des Bundespräsidenten. Er habe Neuseeland und seine Menschen bei einem Besuch im Jahr 2017 als außergewöhnlich weltoffen und gastfreundlich erlebt. "Umso schwerer ist mein Herz in dieser dunklen Stunde Ihrer Nation", schrieb Steinmeier.
Schweigeminute im Bundesrat
Markus Grübel, Beauftragter der Bundesregierung für Religionsfreiheit, erklärte: "Egal ob islamfeindlich, antisemitisch oder christenfeindlich: keine Gewalttat ist gerechtfertigt." Der CDU-Politiker fügte hinzu: "Wir brauchen mehr Toleranz und Respekt im Umgang mit anderen Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen sowie Projekte des friedlichen Miteinanders! Interreligiöser Dialog und gegenseitiges Kennenlernen können Feindbilder abbauen."
Der Bundesrat reagierte am Freitagmorgen in Berlin mit einer Schweigeminute auf die Anschläge. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident und Bundesratspräsident Daniel Günther (CDU) äußerte zu Beginn der Sitzung "Entsetzen und Trauer" und verurteilte die "sinnlose Gewalt".
Mazyek ruft zu Gebeten für die Opfer auf
Trauer herrscht auch bei den Islamverbänden in Deutschland. Die Angriffe machten fassungslos und zeigten, "wie weit Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus verbreitet ist und welche radikalen Ausmaße er angenommen hat", erklärte der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, Erol Pürlü, in Köln. Besonders schockierend sei die Brutalität der Täter.
Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, verurteilte die Anschläge und rief zu Gebeten für die Opfer in deutschen Moscheen auf. "Wir sind erschüttert über das Ausmaß des schlimmsten Terrorangriffes in der Geschichte Neuseelands, den offenbar rechtsradikale Terroristen von langer Hand geplant und mit ideologisch verbrämten Muslimhass, Rassismus und Menschenverachtung ausgeführt haben", erklärte Mazyek in Berlin.
Das Berliner Büro des American Jewish Committee erklärte bei Twitter: "Wir sind fassungslos angesichts der Nachrichten, die uns aus Neuseeland erreichen."
Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) verurteilte den "Angriff auf unsere muslimischen Schwestern und Brüder". "Unsere Gebete sind mit den Opfern, ihren Familien und Gemeinden, und allen Menschen aus Christchurch in Neuseeland", erklärte der Generalsekretär des ökumenischen Bündnisses in Brüssel, Heikki Huttunen.
ÖRK verurteilt Terroranschläge scharf
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) verurteilte die Terroranschläge auf zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch ebenfalls scharf. Das schreckliche Verbrechen gegen Frauen, Kinder und Männer während des Gebets sei ein Angriff auf alle Gläubigen, auf die Humanität als Ganzes und das friedliche Zusammenleben, erklärte ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit am Freitag in Genf. Das ÖRK stehe an der Seite aller Muslime, vor allem derjenigen in Neuseeland. Der neuseeländische Pfarrer Ray Coster, Mitglied im ÖRK-Zentralkomitee, rief zum Gebet für die trauernden muslimischen Familien auf. Viele der Opfer seien als Migranten nach Neuseeland gekommen, weil das Land als sicherer Ort bekannt sei. "Sie gehören zu uns", betonte Coster. "Als Nation stehen wir für Mitgefühl, Güte und Toleranz - was wir heute gesehen haben, hat in unserer Kultur keinen Platz." Tveit hob das Engagement des ÖRK für Dialog und Eintracht mit muslimischen Gemeinschaften weltweit hervor. "Wir versichern alle unseren muslimischen Partner und Freunden, dass wir solche Taten schärfstens zurückweisen." Christen in der Welt rief er auf, in Frieden und Respekt mit Nachbarn zu leben und Minderheiten zu schützen.
Auch Papst Franziskus äußerte sich zutiefst erschüttert über die Anschläge auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch. Das Kirchenoberhaupt sei solidarisch mit den Neuseeländern, insbesondere mit den dortigen Muslimen, betonte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Freitag in einem Beileidstelegramm im Namen des Papstes. Franziskus bete nach den "sinnlosen Gewaltakten" um Heilung der Verletzten, Trost für diejenigen, die ihre Angehörigen verloren hätten, und alle übrigen Betroffenen. Parolin würdigte überdies die Bemühungen der Sicherheits- und Rettungskräfte.
Grandi lobt Menschlichkeit in Neuseeland
UN-Generalsekretär António Guterres rief dazu auf, gemeinsam gegen Muslimfeindlichkeit, Fanatismus und Terror zusammenzustehen. Dies gelte heute und an jedem anderen Tag, erklärte Guterres am Freitag über den Kurznachrichtendienst Twitter in Reaktion auf den Terroranschlag auf zwei Moscheen in Neuseeland. Er sei erschüttert und verurteile die Schüsse auf unschuldige und friedlich betende Menschen. Den Angehörigen sprach Guterres sein Beileid aus.
Ähnlich äußerte sich der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi. Es sei schockierend, dass die Tat allem Anschein nach von Hass und Angst vor Fremden motiviert worden sei, hieß es in einer in Genf veröffentlichten Erklärung. In Zeiten wachsender Feindlichkeit gegen Vielfalt sei die Menschlichkeit, die die Bevölkerung und die Regierung Neuseelands nach dem Attentat zeigten, besonders lobenswert. Er stehe an der Seite Neuseelands, das großzügig denen Unterschlupf gewährt habe, die vor Verfolgung und Gewalt geflohen seien.