Spahn: Intensive Debatte um Organspende ist wichtig
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht schon in der kontroversen Debatte um die Widerspruchslösung bei der Organspende einen Erfolg. Das Thema sei wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt, auch Spenderzahlen seien leicht gestiegen, sagte er am Freitagabend bei einer Podiumsdiskussion der CDU Niedersachsen in Hannover.
Spahn und der SPD-Vizefraktionschef Karl Lauterbach wollen einen Gesetzentwurf für eine Widerspruchslösung vorlegen. Danach wäre jeder automatisch Organspender, sofern nicht er oder sie selbst oder enge Angehörige widersprechen. Dagegen regt sich im Bundestag Widerstand. Spahn zufolge wird das Parlament voraussichtlich im Herbst erneut beraten.
Ihm sei eine intensive Debatte wichtig, sagte der Minister. "Natürlich wäre die Widerspruchslösung ein Eingriff in die Freiheit", sagte Spahn. Sie führe aber keineswegs zu einer Organabgabe-Pflicht. Die Menschen würden lediglich gezwungen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Angesichts von 10.000 Menschen, die auf Spenderorgane warten, gehe es darum, unterschiedliche Rechtsgüter abzuwägen.
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Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte, er habe selbst einen Organspendeausweis und werbe auch dafür. Die Widerspruchslösung lehne er aber ab. Diese gehe davon aus, dass schon "Schweigen, Vergesslichkeit, Unordnung, Langeweile oder Ignoranz" eine Zustimmung sein könnten. "Wenn wir aufhören, den toten Menschen als Person zu beschreiben, ist er nur noch Objekt", mahnte der evangelische Theologe. Es sei aber höchste Aufgabe des Staates, die Würde des Menschen zu schützen. Darum dürfe dieser ohne eine bewusste Zustimmung der Menschen nicht in diesen sensiblen Bereich eingreifen.
Der Leiter des Transplantationszentrums der Medizinischen Hochschule Hannover, Axel Haverich, sieht hingegen in der Widerspruchslösung "einen großen Wurf". Sie würde 20 bis 25 Prozent mehr Organspenden bringen und damit sehr vielen Menschen helfen, sagte der Herzspezialist.