Die rund 250.000 Kindersoldaten werden in mindestens 19 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas in bewaffneten Konflikten zum Kämpfen gezwungen oder als Spione, Minensucher und Wachposten missbraucht, wie das Deutsche Bündnis Kindersoldaten und die Menschenrechtsorganisation terre des hommes am Montag in Berlin kritisierten. Das UN-Kinderhilfswerk in Köln verwies darauf, dass weltweit Jungen und Mädchen so auf brutale Weise ihrer Kindheit beraubt würden, obwohl der Einsatz von Kindersoldaten in den meisten Ländern verboten sei. Kritik gab es auch an Deutschland, wo die Bundeswehr seit einigen Jahren verstärkt Minderjährige rekrutiere, erklärte das Deutsche Bündnis Kindersoldaten. So seien allein im Jahr 2018 in Deutschland 1.679 Minderjährige als Soldatinnen und Soldaten angeheuert worden. Der Anteil der unter 18-Jährigen an den insgesamt 20.012 neu eingestellten Soldaten war 2018 im Vergleich zum Vorjahr von 9,1 auf 8,4 Prozent gesunken und damit erstmals seit 2013 wieder rückläufig. Insgesamt habe sich seit 2011 der Anteil der Minderjährigen in der Bundeswehr aber mehr als verdoppelt, hieß es mit Verweis auf die neue Studie "Why 18 matters" des Deutschen Bündnisses Kindersoldaten und der Organisation Child Soldiers International.
Die Studie belege zudem, dass es in der Bundeswehr regelmäßig zu sexueller Gewalt und Missbrauch komme. In den Jahren 2017 und 2018 seien minderjährige oder gerade volljährig gewordene Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr von sexualisierten Ritualen, sexueller Belästigung und Vergewaltigung betroffen gewesen, erklärte das Bündnis weiter. Als große Industrienation untergrabe Deutschland gemeinsam mit den USA und Großbritannien damit den internationalen sogenannten "Straight-18-Standard", der die Rekrutierung von Minderjährigen verbiete - und damit auch den Schutz von Kindern in bewaffneten Konflikten, sagte Rolf Willinger, Kinderrechtsexperte von terre des hommes und Sprecher des Deutschen Bündnis Kindersoldaten. "Denn bewaffnete Gruppen und Armeen in Konfliktgebieten, beispielsweise in Myanmar, rechtfertigen die Rekrutierung von Kindersoldaten auch mit dem Verweis auf die Rekrutierung minderjähriger Soldaten in diesen drei Ländern", so Willinger.
Laut Unicef hatte zuletzt in der Zentralafrikanischen Republik und der Demokratischen Republik Kongo die Neu-Rekrutierung von Kindersoldaten wieder deutlich zugenommen. In Somalia habe die Terrorgruppe Al-Shabaab 2017 mehr als 1.600 Kinder entführt. Daneben würden auch in Syrien, im Jemen, in Afghanistan, Mali und Myanmar besonders viele Jungen und Mädchen von verschiedenen Konfliktparteien für deren Zwecke missbraucht.
Innocent Opwonya, der als Zehnjähriger von einer bewaffneten Gruppe in Uganda zwangsrekrutiert wurde, betonte: "Die UN-Kinderrechtskonvention definiert ein Kind als einen Menschen unter 18 Jahren." Doch auch heute müssten Kindern in Armeen als Soldaten dienen, "selbst in der EU in Ländern wie Großbritannien, Deutschland oder Frankreich". Dies erschwere weltweit den Kampf gegen den Einsatz von Kindersoldaten sowie das Engagement für mehr Kinderschutz.
Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten und terre des hommes äußerten sich anlässlich des "Red Hand Day", der alljährlich am 12. Februar begangen wird. Am 12. Februar 2002 trat das Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention zu Kindern in bewaffneten Konflikten in Kraft, das den Einsatz von unter 18-Jährigen in bewaffneten Konflikten verbietet.