Nach Angaben des Zentralrats der Jesiden vom Montag verstarb Mir Tahsin Said Ali Beg nach langer Krankheit in einem Krankenhaus in Hannover. Mir Tahsin Beg hat seit 1944 - damals war er elf Jahre alt - die Jesiden in weltlichen Fragen vertreten und sich für das Überleben der Gemeinschaft eingesetzt. Er übernahm die Aufgabe nach dem Tod seines Vater, zunächst unterstützt von seiner Großmutter. Bis zum Schluss habe er das Ziel verfolgt, den Jesiden die Rückkehr in die Heimat zu ermöglichen, hieß es.
Die religiöse Minderheit stammt zum großen Teil aus der Region des Sindschar-Gebirges im Nordirak. Jesiden sind Angehörige einer monotheistischen Religion, deren Wurzeln bis 2.000 Jahre vor Christus reichen. Seit Jahrhunderten sind sie Verfolgungen ausgesetzt - zuletzt durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Vor dem IS-Überfall im Jahr 2014 haben etwa 600.000 Jesiden in der Sindschar-Region gelebt. Heute sind es nur noch rund 40.000.
Mir Tahsin Beg selbst überlebte laut Zentralrat der Jesiden mehrere Attentatsversuche, zum Teil schwer verletzt. Weil er von Fanatikern verfolgt worden sei, habe er zuletzt überwiegend im Exil in Deutschland gewohnt. Vor einigen Jahren habe er die Regierungsgeschäfte seinem Sohn Hazim Tahsin Beg übertragen.