"Es ist ein Armutszeugnis für Europa, wenn politische Kontroversen auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen werden und im Ergebnis dringend gebrauchte Kräfte für die Seenotrettung fehlen", erklärte der EKD-Rat am Freitag während seiner ersten Sitzung im Jahr 2019 in Hannover. "Über zweitausend Menschen sind 2018 auf ihrer Flucht im Mittelmeer ums Leben gekommen. Auch in diesen Tagen erreichen uns Meldungen von Geflüchteten, die vor der Küste Libyens ertrunken sind. Menschen in Seenot muss geholfen werden."
Private Rettungsorganisationen sehen sich zunehmend behindert und blockiert. Im vergangenen Jahr waren Retter mehrfach tagelang mit Flüchtlingen an Bord auf Odyssee im Mittelmeer, bevor sie an Land gelassen wurden. Deutschland kündigte derweil in dieser Woche an, seine Fregatte "Augsburg", die derzeit vor der libyschen Küste liegt, Anfang Februar aus der EU-Mission "Sophia" abzuziehen. Zur Begründung für die Unterbrechung erklärte das Verteidigungsministerium, dass die von Italien gehandhabte operative Führung der Mission deren Schwerpunkt verlagert habe. Dieser liege nun auf dem Kampf gegen Öl- und Waffenschmuggel von und nach Libyen.
Die Marine ist seit 2015 mit Schiffen an der EU-Mission beteiligt. Ziel ist die Bekämpfung von Schleusern im Mittelmeer, dabei hat Deutschland mit seinen Schiffen nach Ministeriumsangaben aber auch rund 22.500 Menschen aus Seenot gerettet. Die Operation "Sophia" wurde nach einem somalischen Mädchen benannt, das 2015 an Bord eines deutschen Marine-Schiffes zur Welt kam.
Auf der ersten Sitzung des EKD-Rates im neuen Jahr war auch sexualisierte Gewalt in der Kirche Thema. Anfang Januar hatte der Beauftragtenrat getagt, der Prävention und Aufarbeitung von Missbrauch innerhalb der Kirche koordinieren und vorantreiben soll. Derzeit befasse man sich mit der Vernetzung von Betroffenen und der Zusammenarbeit mit dem Missbrauchsbeauftragten des Bundes, Johannes-Wilhelm Rörig, teilte ein Sprecher mit.