"Lediglich kleinere Projekte werden mit Peanuts abgespeist. Bei den Muslimen spart man gerne", sagte Ucar dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er glaube deshalb nicht, dass sich der türkische Islamverband Ditib und andere in naher Zukunft von ausländischen Gemeinden frei machen könnten, sagte der Direktor des Instituts für Islamische Theologie der Universität Osnabrück. Eine Chance für finanzielle Hilfen vom Land Niedersachsen habe möglicherweise ein von Avni Altiner angekündigter neuer islamischer Verband. "Das ist ein kleiner Verband. Da braucht man nicht viele Mittel, um ihn zu unterstützen."
Altiner, ehemaliger niedersächsischer Vorsitzender des islamischen Verbands "Schura", hatte Ende 2018 gesagt, er wolle als Gegenpol zu Ditib und "Schura" einen vom Ausland unabhängigen Verband gründen. Ditib wird von der türkischen Religionsbehörde Diyanet finanziert. Nach der Abwahl Altiners hat sich auch die "Schura" Niedersachsen näher zur Türkei orientiert. Der neue Vorsitzende Recep Bilgen gehört der Gemeinschaft Milli Görüs an, die der Türkei nahesteht.
Ucar betonte, er sei auch für die Zukunft sehr pessimistisch, dass sich an der Abhängigkeit der Moscheegemeinden von ausländischen Geldgebern etwas ändere. Im Interesse der muslimischen Community in Deutschland wäre das aber dringend notwendig, sagte der Theologe und Religionspädagoge. Gerade im Falle von Ditib sei eine solche Erwartungshaltung aber unrealistisch. "Der Reiz für Ditib ist gering, etwas zu ändern. Die bekommen aus der Türkei eine Vollausstattung."
Einbindung europäischer Theologen
Ucar kritisierte darüber hinaus den Ditib-Bundesverband für eine Anfang des Jahres abgehaltene wissenschaftliche Konferenz. Die Auswahl der Redner sei sehr problematisch gewesen. "Theologen aus Deutschland und Europa hätten eingebunden werden sollen. Das ist weitestgehend nicht geschehen", betonte der Wissenschaftler. Er selbst habe nur eine sehr kurzfristige Einladung erhalten und deshalb absagen müssen.
Es sei grundsätzlich aber zu begrüßen, wenn die Verbände wissenschaftliche theologische Tagungen abhielten. Sie sollten aber in einer offenen konstruktiven Gesprächsatmosphäre stattfinden. Nur dann könnten die Verbände sich eigene, wissenschaftlich fundierte theologische Positionen erarbeiten. Ditib war für die Tagung in Köln und die enge Beziehung zum türkischen Staat auch von der Politik zuletzt scharf kritisiert worden.