Konkret bezog sich der Berliner Erzbischof auf Demonstrationen gegen Abtreibung oder gegen Rechtspopulismus. Ihm werde häufig geraten, nur dann an einer Demonstration teilzunehmen, "wenn alles 'stimmt': bei Gruppen, gegen die nichts zu sagen ist, bei Thesen, die unanfechtbar sind, bei Rednern, die sich ausgewogen genug äußern, bei Parolen, die genügend differenzieren, bei Liedern, die nicht missverstanden werden können".
Im Ergebnis würde er dann "zu kaum einer Demonstration gehen können, weil keine Protestkundgebung je diese Ansprüche erfüllen kann und wird". Entweder 100 Prozent richtig oder falsch - das sei ein Leitmotiv, das nur in einer Welt funktioniere, die Schwarz oder Weiß sei. Nach Ansicht des katholischen Theologen müsse stattdessen versucht werden, "in Entscheidungsprozessen die Ambivalenzen auszuhalten".
Berliner Erzbischof Koch: Gesellschaftliche Widersprüche aushalten
© Lisa Ducret/dpa
Bischof Heiner Koch sprach in seiner Bischofskolumne im RBB-Radio "88.8" über die Entscheidung zu einer Demo zu gehen oder nicht.
Berliner Erzbischof Koch: Gesellschaftliche Widersprüche aushalten
Gesellschaftliche Widersprüche sollten nach Ansicht des Berliner Erzbischofs Heiner Koch besser ausgehalten werden. "Vieles ist nicht so klar, wie wir es gerne hätten", betonte Koch am Samstag in seiner Bischofskolumne im RBB-Radio "88.8". So gebe es bei politischen Protestkundgebungen oft keine eindeutigen Argumente, die nur für oder gegen ein Anliegen sprächen.
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