Die Kirchen haben es zunehmend schwer, Pfarrernachwuchs zu finden. "Jugendliche und neue Berufstätige sind ein rares Gut geworden", sagte der Theologieprofessor Eberhard Hauschildt dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Das gilt auch für den Pfarrberuf." Die evangelische Kirche habe früher zu viele Bewerber gehabt, die nicht alle hätten eingestellt werden können. Inzwischen gebe es zu wenige Bewerber, aber mehr Anstellungsmöglichkeiten, sagte der Professor für Praktische Theologie an der Universität Bonn. In den kommenden Jahren gehen zahlreiche Theologen der geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand.
"Bei der Frage nach der Pfarrstellenbesoldung der Zukunft, plädiere ich dafür, der Berufslogik zu folgen", sagte Hauschildt. Dann gebe es Stufungen je nach Länge und Inhalt der Ausbildung und nach Verantwortungsbreite. In Masterstudiengängen für Quereinsteiger sei beispielsweise die Ausbildung in den Sprachen der Bibel geringer. "Auf der anderen Seite haben diese Personen Leitungserfahrungen und bringen einen anderen akademischen Beruf mit", erläuterte der Wissenschaftler.
Zur Verantwortungsbreite zählt er etwa die Frage, ob ein Pfarrer eine Gemeinde mit 500 oder mit 4.000 Menschen leitet. Einen Unterschied mache auch, für wie viele weitere Berufstätige die Amtsinhaber Personal- und Organisationsverantwortung haben.
"Ich plädiere dafür, diese Unterschiede auch abzubilden", sagte Hauschildt. Das ermögliche etwa durch zusätzliche Ausbildung oder mehr Erfahrung auch einen Aufstieg. "Das würde bedeuten, dass Pfarrstelle nicht einfach mehr gleich Pfarrstelle ist", unterstrich der Theologe. Eine größere Planung der Pfarrstellen sei dann auf der Ebene der Kirchenkreise nötig.
Die Kirche ist nach den Worten des Theologieprofessors stärker vom Bevölkerungsrückgang betroffen als die Gesamtgesellschaft. "Die evangelische Kirche schöpft im Speziellen keine Demografie- oder Migrationsgewinne ab", sagte Hauschildt. "Katholiken, die beispielsweise nach Deutschland emigrieren, landen auch in der katholischen Kirche." Protestanten, die beispielsweise aus Afrika einwandern, fühlten sich dagegen eher Freikirchen zugehörig oder organisierten eigene Freikirchen.