"Früher war mehr Lametta", moniert Opa Hoppenstedt in Loriots berühmtem Weihnachts-Sketch. Umweltschützer finden das wahrscheinlich weniger tragisch, schließlich kann der traditionelle Christbaumschmuck das Umweltgift Blei enthalten. Aber auch ohne Lametta ist Weihnachten für die Umwelt kein Grund zur Freude: Die Deutsche Umwelthilfe schätzt, dass an den Feiertagen 20 Prozent mehr Müll anfällt, nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft steigt der Stromverbrauch eines Haushalts am ersten Weihnachtsfeiertag um rund ein Drittel.
An Weihnachten geht es auch um Nachhaltigkeit
"Weihnachten ist eine gute Zeit, um sich ein bisschen mit seinem Konsum und nachhaltigem Kaufen auseinanderzusetzen", sagt Carolin Bohn, Politikwissenschaftlerin am Zentrum für Interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Schließlich gehe es an Weihnachten nicht nur um Geschenke, sondern auch um Werte wie Gerechtigkeit oder Verbundenheit - grundlegende Ideen der Nachhaltigkeit.
Auf der anderen Seite sei Weihnachten aber inzwischen sehr mit Konsum verbunden, sagt Bohn. "Wenn sich das eigene Kind ein Plastikspielzeug wünscht, das die Freunde auch alle haben, will es das nachhaltige Holzspielzeug wahrscheinlich einfach nicht." Es gebe ein bestimmtes Bild davon, wie ein "richtiges" Weihnachten aussehen und ablaufen muss. An den Feiertagen laste daher ein großer sozialer Druck auf den Menschen, Umweltschutz stehe da oftmals hinten an.
Selbstgemachtes oder Einladungen
Einer Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zufolge planen die Menschen in Deutschland in diesem Jahr, 282 Euro für Geschenke ausgeben. Wer sich vor dem Kauf über die Herstellung informiert, kann laut Bohn Geschenke finden, die weder den Produzenten noch der Umwelt schaden. "Auch Selbstgemachtes oder Einladungen für gemeinsame Unternehmungen sind schöne Geschenke." Die eigene Wunschliste könne ebenfalls nachhaltig sein: "Am besten kommen nur Dinge auf die Liste, die man wirklich braucht und gebraucht."
Auch die Ausgaben fürs Geschenkpapier lassen sich Expertin Bohn zufolge sparen. "Geschenke können zum Beispiel in schönen Zeitungsseiten, Notenblättern oder alten Karten eingepackt werden." Schals oder Tücher könnten zudem gleichzeitig als Verpackung und Präsent dienen und so mehrfach genutzt werden.
Weihnachtsbäume können ebenso mehrere Jahre verwendet werden, wie Bohn erklärt. "Es gibt Unternehmen, die Bäume für die Feiertage verleihen." Alternativ zum Christbaum könne auch die Tanne im Garten geschmückt werden. Nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) werden in konventionellen Weihnachtsbaumplantagen oftmals umweltschädliche Pestizide eingesetzt. Die Organisation empfiehlt daher Tannenbäume aus Ökoanbau.
Saisonal, regional und bio
Ebenso traditionell wie der Weihnachtsbaum ist das Festessen mit Gänsebraten: Einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft zufolge gehört für viele Menschen in Deutschland Fleisch zum Weihnachtsessen dazu. Nachhaltiger wäre laut Bohn etwas Abwechslung: "An einem der drei Feiertage könnte das Menü vegetarisch sein", sagt sie. Besser für die Umwelt seien zudem saisonale sowie regionale Produkte und, je nach Siegel, Bio-Produkte.
Der Nabu gibt noch weitere Tipps für ein nachhaltiges Weihnachten: Christbaumschmuck in Form von Stoffbändern oder Holzfiguren, Kerzen aus Bienenwachs in Bioqualität und energiesparende LED-Lichterketten. Nachhaltig Weihnachten zu feiern, kann zeitaufwendig und teurer sein, sagt Bohn. "Wer Vollzeit arbeitet und Kinder hat, kann nach Feierabend nicht unbedingt Weihnachtsschmuck basteln."
Die Expertin rät daher, sich nicht im Sinne der Nachhaltigkeit zu überfordern und seine Möglichkeiten nicht zu überschätzen, "sonst ist die Enttäuschung groß." Ein paar Tipps zu beachten, sei besser, als sich gar nicht zu kümmern. "Weihnachten ist außerdem nur an drei Tagen im Jahr, da können wir nicht alles perfekt machen." Es blieben noch 362 andere Tage, um sich für Nachhaltigkeit einzusetzen, "wenn möglich auch durch soziales und politisches Engagement".