"Es ist nicht wichtig, wann man stirbt, sondern wofür", hieß es in der Botschaft Senzows, der nach Angaben aus dem Europaparlament in einem Gefängnis in Sibirien einsitzt. Man könne ein "sattes Leben eines blutigen Herrschers leben", "nach dem Tod aber wird Dein Name sofort verflucht werden". Verfolgte hingegen erhielten nach ihrem Tod einen würdigen Platz, nach ihnen würden Straßen oder Preise benannt, erklärte Senzow mit Blick auf Andrei Sacharow. Für ihn sei es "eine zu große Ehre", in Sacharows Nähe gestellt zu werden, hieß es in Senzows Botschaft weiter.
Friedlicher Kampf gegen die Krim-Annexion
Zuvor hatte Tajani Senzow gewürdigt und die Forderung nach Freilassung aller ukrainischen politischen Gefangenen aus russischer Haft bekräftigt. Senzow werde für seinen friedlichen Kampf gegen die Annexion der Krim und seinen entschlossenen Kampf für die Menschenrechte und Menschenwürde geehrt. Überschattet wurde die Zeremonie, an der auch Senzows Anwalt Dmitri Dinze teilnahm, von dem Anschlag mit mehreren Toten am Abend zuvor in Straßburg.
Senzow hatte sich gegen die 2014 erfolgte völkerrechtswidrige Annexion seiner Heimat, der ukrainischen Halbinsel Krim, durch Russland engagiert. Daraufhin wurde er wegen angeblicher terroristischer Aktivitäten von einem russischen Gericht zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Tajani und Kaplan nahmen am Mittwoch auch darauf Bezug, dass Senzow sich mit einem Hungerstreik in der Haft fast umgebracht und erst nach der Drohung mit Zwangsernährung aufgegeben habe.
Die Auszeichnung durch das Europaparlament wurde Ende Oktober bekanntgegeben. Nominiert worden war Senzow von der konservativen EVP-Fraktion, der unter anderem CDU und CSU angehören. Weitere Nominierte waren der marokkanische Bürgerrechtler Nasser Zefzafi und eine Gruppe nichtsstaatlicher Organisationen wie Sea Watch, Jugend Rettet und SOS Mediterranée, die sich der Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer verschrieben haben.
Der Sacharow-Preis erinnert an den sowjetischen Physiker, Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Andrei Sacharow (1921-1989). Erster Preisträger war 1988 Nelson Mandela, im vergangenen Jahr gewann ihn die demokratische Opposition in Venezuela.