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Yilmaz Kilic
Islamvertrag rückt nach Rücktritt bei Ditib in die Ferne
Der angestrebte Islamvertrag des Landes Niedersachsen ist aus Sicht von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nach dem Rücktritt von Yilmaz Kilic als Chef des türkisch-islamischen Landesverbandes Ditib "deutlich weiter in die Ferne gerückt".
Es sei immer klar gewesen, dass vor dem Abschluss einer solchen Vereinbarung zunächst die Unabhängigkeit von Ditib zu klären sei, sagte Weil am Montag in Hannover. "Jetzt haben wir eine Klärung, leider eine sehr eindeutige, und dann in die falsche Richtung."
Der Ditib-Landeschef hatte nach eigener Aussage seit Jahren einen Kurs der Unabhängigkeit von der türkischen Religionsbehörde gefahren. Der Ditib-Bundesverband und die türkische Religionsbehörde Diyanet hätten jedoch wiederholt versucht, auf seinen Verband Einfluss zu nehmen. Dagegen habe er sich stets gewehrt. Deshalb habe der Bundesvorstand ihm nun den Rückzug nahegelegt, sagte Kilic dem epd. Zum neu gewählten Vorstand gehört auch Kilic Vorgänger Ali Ishan Ünlü.
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Der bereits unterschriftsreife Rahmenvertrag, der die Rechte und Pflichten der Muslime im Land regeln sollte, war im Januar 2017 auf Eis gelegt worden. In Niedersachsen leben rund 300.000 Muslime. Weil sagte, jetzt müsse erst einmal der Schaden korrigiert werden, der durch den Rücktritt von Kilic und seines Vorstandes eingetreten sei. Kilic sei für die Landesregierung ein "enger, seriöser und vertrauenswürdiger Gesprächspartner" gewesen. Seit Sonntag wisse die Landesregierung nun, dass sie es bei Ditib künftig mit einer anderen Linie zu tun haben werde.
Wann die Gespräche über den Islamvertrag wieder in Gang kommen könnten, dafür fehle ihm derzeit die Fantasie, sagte Weil. Die Zusammenarbeit müsse nun überprüft werden. "Eine von einem fremden Staat, von einer fremden Regierung ferngesteuerte Organisation kann kein Partner für die niedersächsische Landesregierung sein", betonte der Regierungschef.