Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, bewertete die Wahlbeteiligung anders. Er bezeichnete sie als "ordentlich", sie könne aber trotzdem nicht zufriedenstellen. Gerade in einer Zeit, in der es darum gehe, die Demokratie zu stärken, sei es eine wichtige Aufgabe, Menschen zu motivieren, von ihrem freien Wahlrecht Gebrauch zu machen.
Die Wahlbeteiligung war laut vorläufigem Endergebnis des Landeswahlleiters niedriger als bei der Landtagswahl 2013, die parallel zur Bundestagswahl stattgefunden hatte. Vor fünf Jahren hatten 73,2 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme an der Urne abgegeben.
Kirchenpräsident Jung äußerte sich besorgt über wachsende populistische Tendenzen. Die AfD zog erstmals in den hessischen Landtag ein und ist nun in 16 Landesparlamenten und im Bundestag vertreten. "Leider ist zurzeit in Europa, aber auch weltweit zu sehen, dass populistische Parteien mehr Raum gewinnen, die auf extreme und polarisierende Positionierungen setzen und dabei auch vor Diskriminierungen nicht zurückschrecken", sagte Jung am Montag in Darmstadt. "Ich sehe das mit großer Sorge." Wenn dabei der Anspruch erhoben werde, die wahre Meinung der Mehrheit oder des Volkes zu vertreten, sei dies ein Angriff auf die Demokratie.
Nach dem vorläufigen Endergebnis des Landeswahlleiters kam die CDU auf 27 Prozent der Stimmen. Die SPD liegt mit den Grünen gleichauf bei 19,8 Prozent. Die Grünen erzielten ihr bislang bestes Ergebnis in Hessen. Die Linke erhielt 6,3 Prozent der Stimmen und erzielte ebenfalls ihr bislang bestes Landtagswahlergebnis. Die FDP kam auf 7,5 Prozent. Die AfD wurde mit 13,1 Prozent viertstärkste Partei in Hessen. Sie konnte ihren Stimmanteil gegenüber 2013 (4,1 Prozent) gut verdreifachen. Das bisherige schwarz-grüne Regierungsbündnis von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hätte demnach eine äußerst knappe Mehrheit mit 69 von 137 Sitzen im neuen hessischen Landtag.