Für die Präsentation der Wanderausstellung "Frieden ist möglich - auch in Palästina", die von Elisabeth Gollwitzer in Nürnberg konzipiert wurde, seien im Vorfeld die entsprechenden Gremien von Gemeinde und Kirchenkreis nicht miteinbezogen worden, begründete der Superintendent des Kirchenkreises Köln-Mitte, Rolf Domning, am Mittwoch die Absage.
Bereits im Jahr 2012 sei in der Kölner Lutherkirche eine Ausstellung zur sogenannten Nakba geplant gewesen, erklärte der Superintendent. Der Begriff bezeichnet im arabischen Sprachgebrauch die Flucht und Vertreibung von arabischen Palästinensern im Jahr 1948 im Rahmen der Staatsgründung Israels. Damals habe sich die Gemeindeleitung, also das Presbyterium, gegen die Ausstellung "Nakba" ausgesprochen, erläuterte Domning. Vor sechs Jahren seien Formulierungen Hintergrund der Kritik und der Absage durch das Presbyterium gewesen, "die eine einseitige und unzureichend reflektierte Schuldzuweisung gegenüber Israel befürchten ließen und damals wie heute auch noch antisemitische Tendenzen verstärken könnten".
Einseitige und unzureichend reflektierte Schuldzuweisung
"Die aktuelle Ausstellung weist viele Parallelen zu der damaligen Ausstellung auf, weshalb der neuen Ausstellung möglicherweise ein bestehender Presbyteriumsbeschluss entgegensteht", betonte der Superintendent. Dies hätte geprüft werden müssen.
Die für diesen Monat geplante 14-tägige Präsentation in der Kölner Lutherkirche basierte auf einer Einladung vom Städtepartnerschaftsverein Köln-Bethlehem, der Organisation Café Palestine Colonia und der Initiative Frieden in Palästina, zu der auch Gollwitzer gehört. Die Wanderausstellung "Frieden ist möglich" besteht nach eigenen Angaben aus 17 Tafeln mit Texten, Grafiken und Bildern.
Schau bemühe sich um eine sachliche Betrachtung
In der Ankündigung für die Präsentation in der Kölner Kirche sprachen der Städtepartnerschaftsverein und die Mit-Einlader davon, dass die Schau sich um eine sachliche Betrachtung der Probleme in den palästinensischen Gebieten und Israel bemühe. "Sie widerspricht aller kolonialen und rassistischen Politik mit ihren menschenunwürdigen Lebensbedingungen ebenso wie den gewalttätigen Vergeltungsmaßnahmen beider Seiten", hieß es in Ankündigung. Die Schau werbe für ein Miteinander und der Gleichwertigkeit aller Ethnien und Religionen.
Erst im September hatte die ähnlich konzipierte Ausstellung "Nakba" im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart und in der Evangelischen Akademie Bad Boll für eine Kontroverse gesorgt. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft nannte sie antisemitisch. Der Antisemitismus-Beauftragte der baden-württembergischen Landesregierung kritisierte Einseitigkeit. Die Veranstalter vertraten dagegen die Ansicht, die palästinensische Sicht der Ereignisse von 1948 sei in Deutschland im Gegensatz zur israelischen zu wenig bekannt. Unterstützt wurde die Schau dort von einem Bündnis christlicher Organisationen, etwa von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Baden-Württemberg und der katholischen Initiative Pax Christi.