Aufgabe der Kirche sei es, sich in die Debatte über die Herausforderung der Digitalisierung einzumischen und mit Unternehmen wie Facebook oder Google ins Gespräch über ihre soziale Verantwortung zu kommen. "Die Kommunikation von Milliarden Menschen ist abhängig von den Algorithmen dieser Unternehmen - das kann nicht so bleiben", sagte der EKD-Ratsvorsitzende. Für eine Reflexion über die ethischen Dimensionen der Digitalisierung sei die Kirche der richtige Ort: "Ethische Fragen sind in die DNA der Kirche als Institution einprogrammiert." Kirchen verfügten außerdem bereits über ein globales Netzwerk, das die Diskussion möglich mache.
Man müsse verhindern, dass die Logik der Algorithmen die private und öffentliche Kommunikation bestimme und dass immer mehr Hassbotschaften und Fake News die Kommunikation durchsetzten. "Dadurch lebt die Gesellschaft immer mehr aus Angst und weniger aus Zuversicht", sagte Bedford-Strohm. "Wir müssen die Hoheit über den öffentlichen Diskurs zurückgewinnen."
Der oberste Repräsentant von 21,5 Millionen Protestanten in Deutschland warb dafür, dass die Politik die fortschreitende Digitalisierung besser regulieren müsse. Die militärische Nutzung müsse etwa bei autonomen Waffensystemen eingeschränkt werden. Es dürfe nicht sein, dass Computer über den Beschuss von Zielen allein entscheiden. Außerdem müsse die Politik die Veränderung der Arbeitswelt und den Wegfall von Arbeitsplätzen durch den digitalen Wandel sozial verantwortlich gestalten.
Der EKD-Ratsvorsitzende kehrte am Samstagabend von einer Reise an die Ostküste der USA zurück. Unter anderem hatte er die Elite-Universitäten Harvard, Princeton und Yale besucht. An der Universität Yale hielt er einen Vortrag über die "Ethik der Digitalisierung". Digitalisierung wird ebenfalls ein Schwerpunktthema auf der diesjährigen EKD-Synode in Würzburg Mitte November sein.