Marx: Umgang mit Missbrauch "Frage des Überlebens" für Kirche

Kardinal Marx
Foto: epd-bild/Friedrich Stark
Kardinal Marx fordert strukturelle Veränderungen in der katholischen Kirche im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch.
Marx: Umgang mit Missbrauch "Frage des Überlebens" für Kirche
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch strukturelle Veränderungen in der katholischen Kirche gefordert.

Es sei überraschend, schockierend und unverständlich, dass beim Umgang mit sexuellen Übergriffen in der Kirche in der Vergangenheit und teilweise noch heute andere Maßstäbe als in demokratischen Staaten herrschen, sagte er am Freitag bei der Vorstellung eines neuen Masterkurses in Kinderschutz an der päpstlichen Gregoriana-Universität in Rom. Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch sei für die Kirche eine "Frage des Überlebens". Marx mahnte Fortschritte bei der Möglichkeit an, kirchliche Würdenträger zur Verantwortung zu ziehen, wenn sie ihre Pflichten verletzen. Überdies zeigten Berichte über Missbrauchsskandale in der Kirche weltweit, dass diese ihren Umgang mit Sexualität überdenken müsse.

Wer die Missbrauchsdebatte als Verschwörung der Medien darstelle oder behaupte, pädophile Übergriffe erfolgten vor allem innerhalb von Familien, mache sich zum Komplizen der Täter, warnte der Münchener Erzbischof. "Missbrauch außerhalb der Kirche macht ihn innerhalb der Kirche nicht besser", sagte Marx. Kritiker sollten in diesem Zusammenhang nicht als Gegner sondern als Helfer des Heiligen Geistes gesehen werden. Nur mit Druck von außen könne die Kirche nötige Veränderungen vornehmen.



Ziel des neuen zweijährigen Masterstudiengangs sei es, Verantwortliche in kirchlichen Institutionen zum konkreten Handeln zu bewegen, sagte der Leiter des Kinderschutzzentrums der Gregoriana-Universität, Hans Zollner. "Wenn wir über Missbrauch in der Kirche sprechen, reden wir nicht nur über sexuelles Fehlverhalten sondern auch über vieles andere", sagte er und spielte damit auf den Umgang mit Macht und Sexualität in der katholischen Kirche an.

Ende September hatte die Bischofskonferenz bei ihrer Herbstvollversammlung in Fulda eine wissenschaftliche Studie über das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch katholische Amtsträger in Deutschland vorgestellt. Demnach sollen sich zwischen 1946 und 2014 mindestens 1.670 Kleriker an 3.677 überwiegend männlichen Minderjährigen vergangen haben.