6.10., Arte, 21.50 Uhr: "Künstliche Intelligenz - schlauer als wir?"
Intelligente Autos, intelligente Telefone, intelligente Computer und intelligente Überwachungssysteme: Künstliche Intelligenz bestimmt zunehmend unseren Alltag. Ob in der Medizin, im Handel, im Haushalt oder im Verkehr: Überall ist die KI auf dem Vormarsch. Der Siegeszug intelligenter Geräte scheint heute unaufhaltbar. Stephen Hawking publizierte im Mai 2014 zusammen mit anderen Wissenschaftlern des Future of Life Institute einen offenen Brief, der sich wie ein Warnruf an die Menschheit las: Angesichts der jüngeren Fortschritte der künstlichen Intelligenz müsse man befürchten, dass diese "Super-Intelligenzen" in einer nahen Zukunft dem Menschen in allen Bereichen überlegen sein könnten. Mächtige Unternehmen wie Google, Amazon, Facebook und IBM, die heute bei der Forschung und Entwicklung von künstlicher Intelligenz führend sind, entwickeln und nutzen sie bereits in zahlreichen Bereichen. Werden intelligente Geräte bald schlauer sein als wir? Oder uns sogar ersetzen? Was kann die künstliche Intelligenz, die dabei ist, unsere Welt zu verändern? Werden wir irgendwann Maschinen erleben, deren Intelligenz es mit Menschen aufnehmen kann? Schon heute übertreffen sie den Menschen bei zahlreichen "intellektuellen" Aufgaben, wie die Dokumentation zeigt: KI-Systeme können Softwareprogramme entwickeln, die bereits lernfähig sind und ihr Wissen ständig aufgrund von Erfahrungen erweitern. Sie werden schlauer als der Mensch selbst. Es lässt sich überhaupt noch nicht abschätzen, welchen Platz künstliche Intelligenz tatsächlich in unserem Leben einnehmen wird. Doch sicher ist: Die Begegnung zwischen Mensch und Maschine wird unsere Zukunft entscheidend prägen. Der im Anschluss gezeigte Film "Roboter - Noch Maschine oder schon Mensch?" (22.45 Uhr) geht der Frage nach, welchen Stellenwert humanoide Roboter in Zukunft einnehmen sollen: Werden sie unsere Kollegen sein? Unsere Freunde? Unsere Geliebten? Werden sie eines Tages das Recht haben zu töten? Roboter können Angst machen. Science-Fiction-Literatur und -Filme stellen sie oft als gefährliche Bedrohung dar. Wissenschaftler erforschen, ob sie bei Krankheiten oder Umweltkatastrophen wie Fukushima auch sinnvolle Helfer sein könnten.
6.10., Arte, 0.00 Uhr: "Philosophie: Die Logik des Absurden"
Jeden Samstag lädt Arte zum Philosophieren ein. Der Philosoph und Moderator Raphaël Enthoven zieht eine Linie von der Vergangenheit zur Gegenwart und verbindet die vermeintlich trockene Literatur der großen Philosophen mit aktuellem Zeitgeschehen. Seine Gäste sind diesmal die Philosophin Julie Cloarec-Michaud und der Soziologe Christian Morel. lehrt an der Pariser Sorbonne und befasst sich in ihrer Forschung mit Fragen des Absurden, er geht in seinen Büchern der Frage nach, warum kompetente Menschen zuweilen absurde Entscheidungen treffen, vor allem, wenn Gruppenlogik ins Spiel kommt. Dies ist auch das Thema der Sendung: die Logik des Absurden.
Gemeinsam mit Enthoven gehen sie der Frage nach, wann genau eine Sache oder ein Verhalten absurd werden? Und sollte man darüber lachen oder weinen? Worin unterscheidet sich das Absurde, das Humor und Komik hervorbringt und alle zum Lachen bringt, von der tragischen Absurdität, mit der sich die Welt jeder menschlichen Sinnsuche verweigert?
7.10., ARD, 17.30 Uhr: "Echtes Leben: Projekt Traumhochzeit"
Maria und Tobias liegen voll im Trend: Sie wollen heiraten, und zwar richtig. Das junge Paar aus Sachsen-Anhalt will eine Traumhochzeit feiern. Dafür planen und sparen sie seit anderthalb Jahren. Tausende "Follower" sehen den beiden übers Internet dabei zu. Dass ihre private Liebe zum öffentlichen Ereignis wird, macht ihnen nichts aus, im Gegenteil, das spornt sie an, ihren großen Tag in Szene zu setzen. Monatelang sucht Maria nach ihrem Traumkleid. In dem Film von Anja Krußig steht das junge Paar für viele andere: Keiner muss heutzutage mehr heiraten, aber immer mehr haben Lust darauf. Die Sehnsucht nach einer stabilen Bindung wächst, der Hochzeitsmarkt floriert. Wer kann, gestaltet seine Hochzeit aufwendig, glanzvoll und individuell. So wird für viele Paare der schönste Tag im Leben zum perfektionistischen Kraftakt. Kein Wunder, dass die Romantik im Planungsstress auf der Strecke bleibt, wie eine Hochzeitsplanerin feststellt: "Wenn man alles perfekt haben will, ist die Gefahr groß, dass man enttäuscht wird." Eigentlich sollte die Kirche von diesem Hochzeitsboom profitieren, ist sie doch Spezialistin für feierliche Rituale. Aber die herkömmliche Hochzeitszeremonie ist im Wandel, weshalb Pfarrerinnen und Pfarrer immer öfter mit ungewöhnlichen Wünschen konfrontiert werden. Maria und Tobias beispielsweise wollen im reformiert-evangelischen Dom zu Halle heiraten; ihr Hund soll an der Trauung teilnehmen. Dom-Pfarrerin Jutta Noetzel ist es bei allem Verständnis wichtig, dass der kirchliche Raum nicht zur Kulisse verkommt.
Der Film begleitet Maria und Tobias von den akribischen Vorbereitungen bis zu ihrem großen Tag. Ihre Geschichte wird ergänzt durch die Berichte von Brautausstattern und Eventplanern. Theologen und Soziologen reflektieren, was das "Projekt Traumhochzeit" über uns und unsere Zeit aussagt.
7.10., ZDF, 9.30 Uhr: "Evangelischer Gottesdienst: Was auf den Tisch kommt"
Das Erntedankfest ist ein guter Anlass, um sich des Themas Landwirtschaft anzunehmen. Deshalb befasst sich der heutige Festgottesdienst, der in einer Dreschscheune im württembergischen Goggenbach gefeiert wird, mit der biblischen Orientierung im Umgang mit Tieren. Das betrifft Konsumenten und Landwirte gleichermaßen. Die Schöpfungsgeschichte betont den verantwortungsvollen Umgang des Menschen mit der Schöpfung. Der Prophet Jesaja schreibt von einer Welt, die ohne Gewalt auskommt, auch gegenüber Tieren. Der Gottesdienst reflektiert, welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind. Die Predigt hält die württembergische Landesbauernpfarrerin Gabriele Walcher-Quast. Der Posaunenchor der Kirchengemeinde Eschental sorgt für die musikalische Ausgestaltung.
7.10., ARD alpha, 21.00 Uhr: "Auf ein Wort… Demokratie"
Wie kommt das Böse in die Welt? Was ist Wahrheit? Kann der Mensch die Wahrheit erkennen? Ist Gott allmächtig? Fragen, die sich jedermann stellt. In der Sendung "Auf ein Wort" diskutiert Michel Friedman mit renommierten Geisteswissenschaftlern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens über Grundsatzfragen unserer Zeit. Diesmal ist Herfried Münkler zu Gast, Professor für Politikwissenschaft am Lehrstuhl für Theorie der Politik der Humboldt-Universität zu Berlin. Mit seinen interdisziplinären Publikationen und Beiträgen ist er eine wichtige Stimme in der wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Debattenkultur und ein kompetenter Gesprächspartner zum Thema Demokratie.
7.10., ARD alpha, 21.45 Uhr: "Streetphilosophy: Verteidige die Freiheit"
Keine Freiheit ohne Sicherheit? Oder absolute Freiheit und Anarchie? Wohin entwickelt sich die offene Gesellschaft? Viele Bürger sehen ihre Selbstbestimmung bedroht und befürchten einen Überwachungsstaat. Doch was bedeutet Freiheit? Ist absolute individuelle Freiheit überhaupt möglich? Für Europas Jugend haben Ideologien weitgehend ausgedient, die Politik hat keine Antworten parat, und die großen Utopien sind passé. Was also taugt noch als "Guideline" fürs Leben? Moderator Jonas Bosslet sucht nach Antworten, fernab vom Elfenbeinturm: auf der Straße, unter den Menschen, in den Dönerbuden und "Spätis" von Kreuzberg und Neukölln.
8.10., 3sat, 22.25 Uhr: "Jean Ziegler - Der Optimismus des Willens"
Der Filmemacher Nicolas Wadimoff, ein ehemaliger Student von Jean Ziegler, nähert sich dem umstrittenen Schweizer Soziologen und Weltbestsellerautor mit kritischer Empathie. Er geht mit Ziegler dahin, wohin dieser sonst nur alleine geht: zu seinen Zweifeln und Widersprüchen und zu seiner tief sitzenden Hoffnung, dass eine andere Welt möglich ist. Nach Abschluss der Schule lebte der Schweizer in Paris, wo er mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir verkehrte. Mit einem Doktortitel in Rechtswissenschaften und Soziologie wurde Ziegler von den Vereinten Nationen engagiert. Er reiste in den Kongo, der unter der Führung von Patrice Lumumba gerade seine Unabhängigkeit errungen hatte. Dort schrieb er sein erstes Buch, "Sociologie de la nouvelle Afrique". Im Kongo wurde Ziegler Zeuge der extremen Grausamkeit der von Mobutu angeführten und von den USA unterstützten Konterrevolution. In den folgenden Jahren unterstützte er zahlreiche Befreiungsbewegungen in Lateinamerika und in Afrika. 1964 begegnet er bei einer Konferenz in Genf Che Guevara. Begeistert will er mit dem Revolutionär nach Kuba aufbrechen. Doch Guevara möchte, dass Ziegler in der Schweiz und Europa bleibt, um gegen "den Kopf des kapitalistischen Monsters" zu kämpfen. Seither kennt Ziegler als Schriftsteller, Professor für Soziologie, Experte im Beratenden Ausschuss des UNO-Menschenrechtsrats und Mitarbeiter von Kofi Annan keine Ruhe, um in Büchern und Vorträgen die Ungerechtigkeiten zu geißeln, die Macht der kapitalistischen Oligarchien und deren Verantwortung für den Hunger in der Welt. Sein Engagement ist ungebrochen. Doch als er schließlich selbst nach Kuba reist, begegnet er einer Insel im Wandel und sieht plötzlich seine revolutionären Ideen infrage gestellt.
8.10., 3sat, 23.55 Uhr: "37 Grad: Schmerz, lass nach!"
Etwa 15 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Schmerzen, und die Zahl der Schmerzpatienten steigt stetig. Oft verändert die Krankheit ihr Leben grundlegend. Der Film von Katja Aischmann und Volker Schmidt-Sondermann stellt Menschen vor, die die Hoffnung nicht aufgeben, dass es einmal wieder ein Leben ohne Schmerzen geben wird.
Die Leipzigerin Susanne (42) zum Beispiel war früher eine Powerfrau. Vollzeitstelle und Haushalt schaffte sie ohne Probleme. Doch dann tat ihr rechter Ellenbogen unerträglich weh, später das Handgelenk und auch die Schulter. Diagnose: Morbus Sudeck, eine schmerzhafte Weichteil- und Knochenveränderung. Die Schmerzen wurden so schlimm, dass sire überlegt, sich den Arm amputieren zu lassen. Seit sechs Jahren leidet sie jetzt unter dem komplexen Schmerzsyndrom. Die Krankheit und die Schmerzen haben ihr Leben und das ihrer Familie völlig verändert: Jobverlust, Wohnungswechsel, soziale Isolation. Auch Martina (53) musste ihre Arbeit aufgeben; sie hat zudem die meisten ihrer Freunde verloren. Der Grund ist eine chronische Schmerzerkrankung. Viele Jahre litt die Berlinerin unter unsäglichen Schmerzen am ganzen Körper. Irgendwann wurde es so schlimm, dass sie sich aus dem neunten Stock eines Hochhauses stürzen wollte, doch ihr Überlebenswille war stärker. Sie begab sich noch einmal in ärztliche Behandlung und lernte Menschen einer Selbsthilfegruppe kennen. Langsam fand sie einen Weg, mit ihren Schmerzen umzugehen und sie als Teil ihres Lebens zu akzeptieren. Drittes Fallbeispiel ist Selim. Er war 34 Jahre alt, als sich sein Nacken, seine Schultern und sein Rücken nach und nach schmerzhaft versteiften. Immer häufiger fehlte er bei der Arbeit. Nach einiger Zeit dann die Diagnose: Morbus Bechterew. Alles, was er liebte, war fortan unmöglich; kein Segeln mehr, keine Touren mit dem Mountainbike. Doch Selim will sich nicht geschlagen geben und nimmt den Kampf gegen die Schmerzen auf. Er lässt sich dauerhaft krankschreiben und wird aktiv. Zusammen mit seiner Freundin stellt er seine Ernährung um, beginnt mit Yoga und leichteren Sportaktivitäten. Er sucht Fachärzte auf, macht eine Schmerztherapie und begibt sich in eine Reha-Klinik. Innerhalb weniger Monate krempelt er sein Leben völlig um. Er will seine Schmerzen unbedingt besiegen und sich von der Krankheit nicht in die Knie zwingen lassen.
8.10., BR, 21.00 Uhr: "Bayern erleben: Alpenschamanen"
Ein Gewehrschuss und das Röhren eines tödlich getroffenen Hirsches in der Stille der Nacht am Untersberg: ein Schlüsselerlebnis für Rainer Limpöck. Mit einem Schlag tauchen die Bergmythen seiner Kindheit auf: Geschichten von Naturgeistern, die den Wald und den Berg bevölkern, Geschichten von einer beseelten Natur jenseits der alltäglichen Welt. Auf vielen Bergwanderungen spürt er ihnen fortan nach. Er will magische Naturorte in den Alpen wieder ins Bewusstsein rufen und gründet das Netzwerk der Alpenschamanen. Ein Filmteam hat diese Menschen mit ihren ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen in Oberbayern und Tirol begleitet; die Reportage spürt mit ihnen dem geheimen Leben der Natur nach. Viele Alpenschamanen sind im Chiemgau zu Hause, so auch der Wildnispädagoge Dirk Schröder. Er war früher Ingenieur bei Siemens, hängte seinen Beruf an den Nagel und reiste zu den Naturvölkern der Erde, zu Indianern und Buschmännern, tauchte in ihr schamanisches Wissen über die beseelte Natur ein und wurde selbst zum Schamanen. Er möchte Kinder und Erwachsene hierzulande für das alte Wissen der Naturvölker begeistern, deshalb gründete er die Wildnisschule Chiemgau. Mit Barbara Rheinbay entdecken Manager und Schulmediziner ihre eigene Intuition und die Urkraft der Natur durch Baumrituale in schönster Alpenlandschaft oder bei schamanischen Geistreisen. Rheinbay, promovierte Politologin, war schon als Kind hellsichtig und hat sich zur Schamanin ausbilden lassen. Die in Tirol lebende Sylwia Katarzyna Kruch liebt die Berge, sie sind ihr Kraftort. Mit Frauen aus dem Dorf Unken nahe der Grenze zu Bayern trifft sie sich regelmäßig auf einer idyllischen Tiroler Almhütte zu schamanischen Ritualen.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
9.10., ZDF, 23.00 Uhr: "37 Grad: Nicht ohne meine Kinder"
Im Zuge der Globalisierung, der Freizügigkeit innerhalb der EU, der Migration aus Drittländern und der zunehmenden Mobilität wächst die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln zueinanderfinden. Wenn diese Beziehungen auseinanderbrechen, kommt es oftmals zu Schwierigkeiten, wenn ein Partner mit dem Kind in sein Heimatland zurückkehren möchte. Etwa 20 Prozent der in Deutschland geborenen Kinder haben einen ausländischen Elternteil. Jedes Jahr werden mehrere Hundert Kinder von einem Elternteil ins Ausland entführt. Der andere steht nicht nur ohne Kind da. Jennifer Gunia stellt in ihrer Reportage zwei betroffene Elternteile vor. Wenn Katharina, eine Ärztin aus Hannover, ihre Töchter sehen will, muss sie nach Tunesien fliegen. Das Schlimmste, sagt sie, sei es, immer wieder alleine nach Hause zu fahren. Tunesien ist das Heimatland des Vaters ihrer zwei Kinder, hier leben die beiden Mädchen seit fast drei Jahren, gegen den Willen der Mutter. Sie war jahrelang mit dem Vater der Kinder verheiratet, auch nach der Trennung hatten sich beide zunächst gut arrangiert. Sie war einverstanden, als er ihr vorschlug, mit den Kindern, damals sechs und acht Jahre alt, in seine Heimat zu fliegen, angeblich, um die Großeltern zu besuchen. Das war 2015; seither sind sie nicht mehr nach Deutschland zurückgekehrt. Katharina hat zwar inzwischen sowohl in Deutschland als auch in Tunesien das alleinige Sorgerecht für die Mädchen, aber die tunesischen Behörden setzen das geltende Recht nicht durch. So oft sie kann, fliegt Katharina nach Tunesien, um sich mit dem Jugendamt und den Gerichten auseinanderzusetzen; bisher vergeblich. Absurderweise sitzt ihr Ex-Mann seit einiger Zeit in Hannover im Gefängnis: wegen Kindesentzug; die Kinder leben bei seinen Großeltern. Zweiter Protagonist der Sendung ist Jürgen. Er hat sich mit seiner in der Nähe lebenden polnischen Ex-Freundin das Sorgerecht für den gemeinsamen vierjährigen Sohn geteilt. Als er 2017 aus dem Urlaub zurückkehrte, waren die Frau und sein Sohn verschwunden: Die Mutter hatte den Jungen nach Polen verschleppt. Anders als Tunesien ist Polen EU-Mitglied. Der Staat hat das Haager Kindesentführungsübereinkommen unterschrieben; Ziel und Zweck dieser Regelung ist es, ein Kind möglichst schnell in den Staat des bisherigen Wohnsitzes zurückzubringen. Trotzdem muss Jürgen seit einem Jahr einen Rechtsstreit führen; die Mutter versucht mit Erfolg, das Verfahren so lange wie möglich hinauszuzögern. Die Geschichten von Katharina und Jürgen sind gänzlich unterschiedlich, aber beide eint die Hoffnung darauf, ihre Kinder irgendwann zurückbekommen.
9.10., Arte, 20.15 Uhr: "Fake America Great Again”
Mit 77.000 Stimmen in drei Staaten gewann Donald Trump die Wahl zum US-Präsidenten, obwohl er insgesamt fast drei Millionen Stimmen weniger hatte als seine Konkurrentin Hillary Clinton. Der Dokumentarfilm beweist, dass das nicht Zufall oder Glück war, sondern das Ergebnis einer gezielten Datenanalyse. Im digitalen Zeitalter wird die Demokratie durch Internetmanipulation bedroht. "Fake America Great Again" von Thomas Huchon ist der erste Dokumentarfilm, der die Verbindung zwischen dem ultrakonservativen Investor Robert Mercer, Breitbart News, der Datenfirma Cambridge Analytica und Facebook herstellt. Trump und Cambridge Analytica verbanden sich im Juni 2016. Bis Ende Juli hatte Trump über sechs Millionen Dollar an Cambridge Analytica gezahlt. Weitere fünf Millionen sollten folgen. Das Ziel war, unentschlossene Wähler zu identifizieren, die für Trump stimmen könnten, und sie dann gezielt zu beeinflussen. Dieser Plan ging auf. Cambridge Analytica setzte "Datenmodellierung" ein und nutzte dafür die Facebook-Daten von Millionen Nutzern. Außerdem wurden leicht zugängliche persönliche Daten wie Alter, Einkommen, Adresse, Religion oder Waffenbesitz aus dem Internet gefiltert und mit gekauften Daten von Banken, Kreditkartenunternehmen sowie Google und Twitter abgeglichen. Huchon zeigt, wie schnell Informationen und Desinformation im Internet viral werden. Er deckt ein Netzwerk von Akteuren auf, die mit dieser Strategie gemeinsame ideologische Ziele verfolgen. Im Mittelpunkt stehen dabei der undurchsichtige Hedge-Fonds-Milliardär und Informatiker Robert Mercer, der seine massive finanzielle Unterstützung für Trump geschickt verschleierte, und sein getreuer Gehilfe Steve Bannon. Sie steuerten einen Wahlkampf, in dem es gelang, potenzielle Trump-Wähler mit auf ihre Persönlichkeit zugeschnittenen Botschaften zu bombardieren, und das weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
9.10., Arte, 21.10 Uhr: "Jede Regierung lügt"
Isador "Izzy" Feinstein Stone ist einer der bekanntesten amerikanischen Journalisten des 20. Jahrhunderts. Der unabhängige und linksliberale Stone hat die von der amerikanischen Regierung über Jahrzehnte hinweg geführte Propaganda aufgedeckt. Besonders während der McCarthy-Ära kritisierte er offen die Übergriffe der Regierung und schrieb über Rassentrennung, Vietnam-Krieg oder geheime Absprachen zwischen Industrie und Regierungsmacht. Sein wöchentlich erscheinender Newsletter "I.F. Stone's Weekly" verteidigte nach dem Motto "Jede Regierung lügt" Freiheit und Demokratie. Die Dokumentation folgt Stones Erben im heutigen Amerika, darunter auch die Journalisten, die Edward Snowdens geheime Unterlagen auf ihrer investigativen Website "The Intercept" veröffentlichten. Sie alle kämpfen mit ihren unabhängigen Publikationen gegen Korruption, Justizmissbrauch, Verletzung bürgerlicher Freiheiten und soziale Ungleichheit. Auch John Carlos Frey setzt sich in Texas unermüdlich für die Wahrheit ein und informiert über Massengräber voller Migranten, die niemanden zu interessieren scheinen. Zu Wort kommen unter anderem Filmemacher Michael Moore, der Linguistikprofessor Noam Chomsky, seit vielen Jahren einer der bekanntesten und hartnäckigsten Kritiker der amerikanischen Politik, aber auch Carl Bernstein, der zusammen mit Bob Woodward die Hintergründe der Watergate-Affäre um Präsident Nixon aufdeckte. Sie kritisieren unter anderem die Sensationslust der Massenmedien. Die Dokumentation zeigt, wie wichtig es für jeden Einzelnen ist, sich unabhängig zu informieren und sich kritisch mit diesen Informationen auseinanderzusetzen.
9.10., ARD alpha, 21.00 Uhr: "Laboraffe Nr. 30.003 - Müssen Tierversuche sein?"
Nummer 30.003 ist ein Javaner-Affe. Einen Namen hat er nicht. 30.003 lebt in einem Käfig im Labor der Uni Münster und dient, wie andere Affen auch, als Versuchstier der Grundlagenforschung. Tierversuche - besonders mit Affen - gelten als grausam und sinnlos. Affen sind die nächsten Verwandten von uns Menschen und gehören zu den intelligentesten Tieren. Zwar sind die gesetzlichen Hürden für Tierversuche mit Affen in Deutschland besonders hoch. Trotzdem werden jährlich über 3.000 Affen für Versuche in Deutschland eingesetzt. Knapp die Hälfte davon wird jedes Jahr für die Forschung getötet. Muss das wirklich sein? Lassen sich Tierversuche tatsächlich nicht durch andere Methoden ersetzen? Affe 30.003 dient der Erforschung der Unfruchtbarkeit; Wissenschaftler Stefan Schlatt sucht im Tierversuch nach Methoden, Männern wieder zur Zeugungsfähigkeit zu verhelfen. Am deutschen Primatenzentrum in Göttingen werden alte Javaner-Äffchen zur Demenzforschung eingesetzt. Ob ihre Versuche erfolgreich sind und einen Nutzen für die Behandlung von Menschen haben, wissen die Wissenschaftler immer erst hinterher. Lassen sich die beim Affen gewonnenen Erkenntnisse überhaupt auf den Menschen übertragen? Rechtfertigt Grundlagenforschung wie diese den Tierversuch und das Leid der Affen? Die Forscher sind überzeugt, richtig zu handeln, solange es keine Alternativen gibt; selbst wenn längst an neuen Methoden geforscht wird, die den Tierversuch eines Tages ersetzen könnten.
In Deutschland werden Laboraffen außerdem eingesetzt, um die Verträglichkeit von Medikamenten zu testen. Das heißt "Giftigkeitsprüfung" und ist gesetzlich vorgeschrieben, bevor Medikamente im klinischen Versuch an Patienten ausprobiert werden. Könnte man darauf überhaupt verzichten? Kritiker wie "Ärzte gegen Tierversuche" fordern das. Die Angst vor militanten Tierschützern ist groß in den Versuchslaboren. Es hat ein Jahr gedauert, bis das Filmteam die Dreherlaubnis bekam und einen Tierversuch mit Affen begleiten durfte. Die Dokumentation gibt seltene Einblicke in den Alltag der Versuchsaffen in deutschen Laboren und untersucht, ob Tierversuche tatsächlich so unersetzlich sind wie behauptet.
10.10., 3sat, 20.15 Uhr: "Die Seele im Hungerstreik - Magersucht und ihre Ursachen"
Magersucht ist eine Form der Essstörung, die besonders schwerwiegend ist: Jeder Zehnte stirbt daran. Meist sind junge Mädchen und Frauen in Industrienationen betroffen. Die Dokumentation stellt verschiedene Therapiemethoden vor und begleitet Patientinnen bei ihrem Kampf gegen die Krankheit. Laut Experten beträgt die mittlere Erkrankungsdauer sechs Jahre. Magersüchtige nehmen extrem ab und erlangen so ein Körpergewicht, das sie stark körperlich und gesundheitlich beeinträchtigt oder gar lebensbedrohlich ist. Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass die Ursache für eine Magersucht vor allem eine genetische Disposition ist. Hinzu kommen aber auch individuelle und gesellschaftliche Faktoren sowie ein Wandel im Schönheits- und Frauenbild. Das beginnt schon im Kinderzimmer: Spielzeughelden und die Hauptfiguren von Zeichentrickserien haben extrem schmale Taillen. Untersuchungen zeigen, dass Kinder, die mit solchen Vorbildern aufwachsen, tatsächlich später mit dem eigenen Körper unzufriedener sind. Netzwerke wie Instagram heizen den Schlankheitswahn mit Fotoserien zu Idealmaßen oder Regeln zum erfolgreichen und gemeinsamen Abnehmen an. Die Magersuchtforschung hat gezeigt, dass während einer Magersucht das Gehirn vorübergehend schrumpft und dadurch in seiner Leistung gedrosselt ist. Diese Erkenntnis führte zu ganz neuen Strategien in der Behandlung. Auch durch die Verlagerung der Therapie aus der Klinik in das Lebensumfeld der Betroffenen wird versucht, die Heilungschancen zu erhöhen und das Rückfallrisiko zu minimieren. In der Dokumentation kommen auch Experten aus dem deutschen Klinikbereich zu Wort. Die Filmemacher haben außerdem einen Pariser Modefotografen und eine deutsche Forscherin aus dem Bereich Bildungsfernsehen besucht. Im Anschluss zeigt 3sat den Film "Emma will leben"; das bedrückende (Selbst-)Porträt handelt vom Leben und Sterben einer magersüchtigen jungen Niederländerin.
11.10., ARD alpha, 21.00 Uhr: "Nicki will ausziehen"
Nicki Gerlach ist 28 und lebt in Hamburg. Dass er das Down-Syndrom hat, ist für ihn kein Grund, auf etwas in seinem Leben zu verzichten, ganz im Gegenteil: Er fährt begeistert auf Skiern die Berge herunter, arbeitet als Theaterschauspieler und ist gerade wieder frisch verliebt. Doch Nicki wohnt noch zu Hause, und das will er seit Jahren ändern. Seit seine Mutter vor ein paar Jahren an Krebs starb, hat sein Vater Rainer die alleinige Verantwortung für seinen behinderten Sohn. Nicki ist über all die Jahre ein großer Teil seines Lebensinhaltes geworden, und ihn jetzt ziehen zu lassen, fällt ihm schwer. Aber Selbstständigkeit ist wichtig für Nicki, gerade wegen seiner Behinderung. So sehr er die Fürsorge seines Vaters auch genießt, er fühlt sich immer mehr bevormundet und eingeengt. Wie sein großer Bruder Christoph möchte er in einer eigenen Wohnung leben. Doch wie soll er seinen Vater überzeugen und wie eine geeignete Wohnform finden? Zwar können Menschen mit Down-Syndrom ein sehr selbstständiges Leben führen, aber sie werden immer auf Hilfe angewiesen sein.
Der Dokumentarfilm begleitet Nicki ein Jahr lang und zeigt, welche Möglichkeiten es für Menschen mit geistiger Behinderung gibt, die von Zuhause ausziehen wollen. Nicki zu kennen empfinden viele als große Bereicherung. Vor allem Nichtbehinderte äußern immer wieder, dass sie viel von ihm lernen können. Mittlerweile kann das Down-Syndrom bereits in einem sehr frühen Schwangerschaftsstadium festgestellt werden. Deshalb prophezeien Humangenetiker, dass es vielleicht schon bald keine Menschen wie Nicki mehr geben wird. Der Film macht auch deutlich, was unserer Gesellschaft dadurch verloren ginge.