Im Umgang mit populistischen Positionen dürfe die Kirche die Auseinandersetzung nicht scheuen, sagte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen. "Wir müssen der Sprache der Ausgrenzung eine Praxis des Involvierens und Sich-Einlassens entgegensetzen", erklärte Kurschus, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Zugleich schränkte sie ein, "mit denen, die das demokratische System in seinem Kern angreifen möchten, gilt es nicht den Dialog zu suchen, sondern ihnen ist entschieden entgegenzutreten".
Das Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags hatte in der vergangenen Woche beschlossen, Vertreter der AfD nicht zur Mitwirkung auf Podien auf der anstehenden Großveranstaltung in Dortmund einzuladen. Der Kirchentag ist eine Organisation evangelischer Laien. Seine Entscheidungen sind daher weitgehend unabhängig von der EKD und den Landeskirchen.
Kurschus betonte, die Kirche habe dem Rechtspopulismus das "frohe und hoffnungsvolle Evangelium Jesu Christi" entgegenzusetzen. Hoffnung heiße, Lösungen und Perspektiven für bestehende Probleme zu entwickeln. "Nächstenliebe heißt, uns für die Schwächsten einzusetzen, ob sie schon lange bei uns sind oder ob sie aus einer fremden Heimat geflohen und zu uns gekommen sind", sagte die Präses.
Der Politikwissenschaftler der Universität Duisburg-Essen, Volker Heins, bezeichnete auf der Tagung in Schwerte den Rechtspopulismus als "Schatten der Demokratie". Das Ziel der Rechtspopulisten sei nicht der gewaltsame Umsturz, sondern sie setzten auf die Passivität der Demokraten. "Der neuen Rechten ist es gelungen, ihr Gift zu verspritzen", sagte Heins. Damit habe sie das gesellschaftliche Klima in Deutschland kontaminiert.