RWE müsse während der Gespräche der Kohlekommission auf Rodungen verzichten, sagte Rekowski in Düsseldorf dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Es dient auch dem gesellschaftlichen Frieden, wenn an dieser Stelle nicht Fakten geschaffen werden."
Akteure müssten tragfähige Lösungen finden
Zwar habe der Essener Energieriese aufgrund vorliegender Genehmigungen das Recht auf seiner Seite, räumte der Theologe ein. In einer politisch und gesellschaftlich derart umstrittenen Frage wie der Klima- und Kohlepolitik müssten aber alle Akteure überlegen, wie sie zu tragfähigen Lösungen und einem Konsens beitragen könnten. Leider gebe es bei RWE an dieser Stelle bislang keine Bewegung: "Auf unsere Bitte nach einem Moratorium für die Abholzungen haben wir bislang noch keine Antwort erhalten."
Die NRW-Landesregierung sieht ihre Aufgabe nach Rekowskis Worten bislang primär "im Vertrauensschutz für RWE, für die Industrie und für die dort angesiedelten Arbeitsplätze". Für einen intelligenten Strukturwandel sei es aber darüber hinaus unabdingbar, die Klimaschutzziele von Paris als zentrales politisches Ziel zu verfolgen. "Hier gibt es bislang leider einen erheblichen Dissens zwischen der Haltung der Landesregierung und unserer Position und ich spüre aktuell nicht viel Bewegung", sagte der leitende Theologe der zweitgrößten deutschen Landeskirche mit mehr als 2,5 Millionen Mitgliedern.
Deutschland verfehlt Klimaziele
Derzeit zeichne sich ab, dass Deutschland vermutlich deutlich die Klimaziele des Pariser Klimaabkommens von 2015 verfehle, das eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten vorsieht. Zum Argument von NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP), das Industrieland Nordrhein-Westfalen brauche vor allem preiswerte Energie, sagte Rekowski: "Auch der Klimawandel hat einen hohen Preis, den wir zahlen müssen, ob wir wollen oder nicht."
Eine Folge seien weitere weltweite Fluchtbewegungen. "Mit dem Status quo wollen und können wir uns deshalb nicht abfinden und bleiben darüber mit der Landesregierung im Gespräch", kündigte der rheinische Präses und Migrationsexperte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an. Wichtig sei auch, den Strukturwandel sozialverträglich zu gestalten. "Wenn man Menschen in die Perspektivlosigkeit entlässt, ist das Sprengstoff für den gesellschaftlichen Zusammenhalt", warnte Rekowski.
Der Hambacher Wald zwischen Köln und Aachen gilt als Symbol des Widerstands gegen den Kohle-Abbau. RWE will dort in Kürze 100 Hektar Wald roden, die Hälfte des noch stehenden Waldgebiets. Die Polizei räumt derzeit ein Protestcamp mit Dutzenden Baumhäusern. Für den 6. Oktober planen Umweltverbände eine große Demonstration. Bereits am Donnerstag wollen Umweltschützer vor dem Düsseldorfer Landtag protestieren, der sich in einer Plenardebatte mit dem Thema befasst.