Er hoffe, "dass die Schwierigkeiten, die in den inner-orthodoxen Beziehungen aufgekommen sind, möglichst bald überwunden werden", erklärte der griechisch-orthodoxe Theologe am Dienstag in Bonn. Die Ukraine strebt die kirchliche Unabhängigkeit von Russland an. Das Patriarchat von Konstantinopel mit Sitz in Istanbul will in dem Konflikt vermitteln, wird zurzeit aber von der Russischen Orthodoxen Kirche attackiert.
Der Streit betreffe inzwischen auch die Zusammenarbeit der orthodoxen Gremien in Deutschland, so Augoustinos. Das Moskauer Patriarchat hatte Mitte September beschlossen, an keinen Gremien teilzunehmen, in denen Vertreter des Patriarchats von Konstantinopel "präsidieren oder Ko-Vorsitzende sind". Dieser Beschluss komme einem Rückzug des Moskauer Patriarchats aus den theologischen Dialogen auf Landes- und auf Weltebene gleich, gab Augoustinos zu bedenken.
Keine Einmischung in innere Angelegenheiten
Augustinus nahm den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I., gegen Kritik in Schutz. Durch seinen Ehrenvorsitz in der orthodoxen Weltkirche habe dieser die Aufgabe, zur Überwindung der innerkirchlichen Spaltung in der Ukraine beizutragen. Dies sei "keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten einer anderen Kirche". Das Engagement des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel für die innerorthodoxe Einheit könne nicht hoch genug gewürdigt werden, fügte Augoustinos hinzu.
Der Streit zwischen den beiden größeren ukrainisch-orthodoxen Kirchen, der des Moskauer Patriarchats und des Kiewer Patriarchats, dreht sich um die Frage, wer die legitime Kirche des Landes ist. Die Ukraine ist ein stark christlich geprägtes Land. Die rund 43 Millionen Einwohner bekennen sich mehrheitlich zum orthodoxen Glauben. Die "Kiewer Rus", das erste russische Reich im 10. Jahrhundert, gilt als Wiege der Weltorthodoxie. Unter den drei ukrainisch-orthodoxen Kirchen ist allein jene des Moskauer Patriarchats weltweit anerkannt. Sie ist mit der Russischen Orthodoxen Kirche verbunden. Die Zahl der Gläubigen wird auf deutlich über 15 Millionen geschätzt.
Kirchenkonflikt im Alltag weniger wichtig
Die orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats entstand 1992 als Abspaltung vom Moskauer Patriarchat. Zu ihr bekennen sich heute zwischen sieben und zehn Millionen Gläubige, überwiegend im Westen des Landes. Eine kleinere orthodoxe Kirche hatte sich bereits nach dem Ersten Weltkrieg abgespalten. Zu ihr gehören heute landesweit rund 1.200 Gemeinden. Experten zufolge ist für die Menschen des Landes der Kirchenkonflikt im Alltag oft weniger wichtig. Vielen gehen in die Kirche, in die sie schon immer gegangen sind oder in der man den Gottesdienst besonders schön findet.