Prantl warnt Kirchen vor politischer Vereinnahmung

Heribert Prantl
Foto:dpa/Alessandra Schellnegger
Der Journalist Heribert Prantl.
Prantl warnt Kirchen vor politischer Vereinnahmung
Der Journalist Heribert Prantl hat die Kirchen aufgefordert, sich gegen zunehmende politische Vereinnahmung zu wehren. Während in der Gesellschaft die "ausgeübte Religiösität" zurückgehe, nehme zugleich die "Politisierung von Religion" zu, sagte Prantl am Dienstag beim Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Augsburg.

Prantl, der Mitglied der Chefredaktion der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) ist, nannte als Beispiel die von der bayerischen Staatsregierung im Juni 2018 eingeführte Regelung, im Eingangsbereich aller Behörden Kreuze aufzuhängen. "Dies ist keine Respektsbezeugung, das ist ein Missbrauch", so Prantl: "Das ist die politische Instrumentalisierung einer religiösen Kernbotschaft."

Das Kreuz sei "nicht Folklore, es ist kein religiöses Hirschgeweih", erläuterte der Journalist. Es sei das "Symbol für Erlösung, Sinnbild des Leidens und der Herrschaft Christi." Die CSU habe daraus eine "Mia san mia"-Botschaft gemacht. "Das ist nicht christlich, das ist Ketzerei - weil es das Kreuz verstaatlicht und säkularisiert." Prantl forderte die Kirchen auf, "sich gegen die blasphemische Vereindeutigung des Kreuzes zu wehren".



Der SZ-Journalist sprach in Augsburg vor rund 400 evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrern, die sich bei ihrem dreitägigen Kongress mit dem Thema "Religion und Gewalt" auseinandersetzen. Prantl ermutigte die Kirchen dabei auch, sich "nicht einschüchtern zu lassen in Sachen Kirchenasyl - auch wenn es welche gibt, die schimpfen, den Flüchtlingen würde alles nachgeschmissen".

Er mahnte aber zugleich dazu, andere Benachteiligte in der Gesellschaft nicht aus den Augen zu verlieren. Die Kirche habe Gesten und Rituale, die Menschen groß machen: "Lassen sie diese Worte und Gesten die Menschen spüren." Kirchen müssten der Ort sein, "an dem der Himmel offen ist", erklärte Prantl: "Nicht nur für die, die sich in der angeblich richtigen und wahren Kirche wähnen, sondern für alle, die an Gott glauben."