"Nakba" ("Katastrophe") soll von Dienstag (17. September) bis 22. September in Stuttgarts Haus der Katholischen Kirche zu sehen sein, danach in der Evangelischen Akademie Bad Boll bei Göppingen. Der Leiter des Hauses der Katholischen Kirche, Roland Weeger, verteidigte gegenüber epd das Ausstellungskonzept. Württembergs Landesbischof Frank Otfried July warb am Sonntag für "geduldige Dialoge" zwischen Israelis und Palästinensern.
Identifikation nur mit einer Seite?
Der Antisemitismus-Beauftragte Blume erinnerte daran, dass nach der Staatsgründung Israels und dem folgenden Angriff der Nachbarstaaten sowohl Araber wie auch Juden in großer Zahl vertrieben worden seien, zum Beispiel über 140.000 Juden aus dem Irak. Darüber informiere die Ausstellung nicht. "Heizt es den Konflikt nicht eher an, wenn wir uns nur mit einer Seite identifizieren und die andere ausblenden?", fragte er.
Der Landtag habe die Bewegung "Boycott, Divest and Sanction" (BDS), die sich gegen die israelische Palästina-Politik wendet, verurteilt. Blume sagte, er hoffe auf entsprechende Beschlüsse auch der Kirchen und ihrer Akademien. Wer wirklich etwas für den Frieden und die Menschen in der Region erreichen wolle, sollte nicht durch Boykottaufrufe und einseitige Darstellungen weiteres Öl ins Feuer gießen, sondern den fairen Dialog und konstruktive Projekte suchen. "Von Deutschland aus lässt sich der Nahostkonflikt nicht lösen, und wir sind als Oberlehrer auch nicht gefragt", so Blume.
Beide Seiten stärken
Der württembergische evangelische Landesbischof Frank Otfried July sagte dem epd am Sonntag, die Situation in Israel und den palästinensischen Autonomie-Gebieten erfordere "kontinuierliche Arbeit". Dazu gehöre, auf beiden Seiten diejenigen zu stärken, die auf geduldige Dialoge und gewaltfreie Lösungen setzten. "Ansinnen und Vorgehen der BDS-Bewegung lehnt die Evangelische Landeskirche in Württemberg ab", betonte der Bischof.
Der Chef des Hauses der Katholischen Kirche, Roland Weeger, räumt ein, dass "Nakba" einseitig die Perspektive der Palästinenser darstelle. Doch werde deren Sicht in Deutschland eher selten erzählt, sagte Weeger dem epd. Die Ausstellung müsse im Stuttgarter Gesamtrahmen betrachtet werden. Im November sei im Stuttgarter Rathaus die Ausstellung "1948" geplant, die aus israelischer Perspektive die Staatsgründung vor 70 Jahren veranschauliche.
Kritik an der Politik Israels sei kein Antisemitismus
Weeger unterstrich, dass die "Nakba"-Ausstellung von vielen christlichen Organisationen - darunter von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg sowie pax christi - getragen werde. Sie sei weder antisemitisch noch rufe sie zum Boykott Israels auf. Kritik an der Politik Israels dürfe nicht mit Antisemitismus gleichgesetzt werden, forderte Weeger. Er sprach sich für einen Dialog zwischen Gegnern und Befürwortern der Palästina-Politik Israels aus.
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) der Region Stuttgart hatte bereits am Freitag gegen die Schau protestiert. "Die Ausstellung hat nichts mit Aufklärung und sachlicher Diskussion zu tun. Sie schürt antisemitische Ressentiments", hieß es in einer Mitteilung der DIG-Vorsitzenden Bärbel Illi. (2031/16.09.2018)