"Wir kommunizieren in unserer Gesellschaft pausenlos", erklärte Lilie. Smartphones, Internet und soziale Medien seien ständigen Begleiter. "Aber immer mehr Menschen haben den Eindruck, dass sie niemand hört, sie haben das Gefühl, nicht mehr mitzukommen und abgehängt zu werden."
Menschen ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen lassen
In seiner Predigt warb Lilie dafür, stattdessen anderen Menschen ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und zu fragen, was man für sie tun könne. Dabei verwies er auf Jesus, der ebenfalls fragte: "Was willst Du, dass ich Dir tun soll?" Es sei die schönste aller Fragen, betonte Lilie.
Der Chef des evangelischen Wohlfahrtsverbandes verwies auch auf die bis zum Jahr 2020 laufende Kampagne der Diakonie Deutschland unter dem Motto "Unerhört!". Dabei sollen den Angaben zufolge diejenigen Menschen zu Wort kommen, die häufig ungehört bleiben. Dazu zählten etwa Flüchtlinge, Obdachlose oder Hartz-IV-Empfänger. Die Diakonischen Werke machen dabei bundesweit unter anderem in Diskussionsforen auf sozialpolitische Brennpunkt-Themen aufmerksam.
Menschen wollen gehört werden
In dem Gottesdienst berichteten Mitarbeiter des Evangelischen Diakonissenhauses Berlin-Teltow-Lehnin von Alltagssituationen, in denen nicht zugehört werde. So werde in der Flüchtlingsdebatte "fortwährend über die Geflüchteten geredet, aber kaum einer spricht mit ihnen und hört ihnen zu", sagte ein Gottesdienstbesucher. Menschen, die am lautesten beklagen, die Politik habe kein Ohr für die Sorgen der Menschen, hätten oft selber mit dem Zuhören Schwierigkeiten. Und oft würden Fakten, die im Widerspruch zu den eigenen Vorurteilen stehen, nicht gehört. "Denn Zuhören ist anstrengend", betonte ein Besucher.
Die Diakonie Deutschland ist der Bundesverband der Diakonischen Werke der evangelischen Landes- und Freikirchen sowie von Fachverbänden. Zur Diakonie gehören etwa 27.000 stationäre und ambulante Dienste wie Pflegeheime, Krankenhäuser, Kindertagesstätten und Sozialstationen mit 453.000 Mitarbeitern und etwa 700.000 ehrenamtlichen Helfern.