1.9., Arte, 20.15 Uhr: "Ein Samurai im Vatikan"
Warum tragen 600 Einwohner der südspanischen Kleinstadt Coria del Río den Familiennamen "Japón"? Es handelt sich um das Erbe einer ungewöhnlichen Expedition, die 400 Jahre zurückliegt: Im Oktober 1613 ging der Samurai Hasekura Tsunenaga im Auftrag des Herrschers Date Masamune im japanischen Sendai an Bord der Galeone "San Juan Bautista". Neben Händlern, Kriegern und spanischen Seeleuten schiffte auch der spanische Franziskanermönch Luis Sotelo ein, der fließend Japanisch sprach. Die Gesandtschaft wollte vom spanischen König Philipp III. und von Papst Paul V. die Erlaubnis einholen, eine neue Seestraße neben der Gewürzroute nach Indien zu eröffnen; im Gegenzug sollten christliche Missionare nach Japan geschickt werden. Bei seinem Aufbruch ahnte Hasekura Tsunenaga noch nicht, dass die Reise sieben Jahre dauern und ihn über die Weltmeere zu den mächtigsten Herrschern des Westens und der westlichen Kolonien führen sollte. Mit einem neuen Namen und vielleicht auch einer neuen Religion kehrte er in sein Heimatland Japan zurück, das sich unterdessen völlig gewandelt hatte. Wer war dieser japanische Samurai? Was ist über seine Beweggründe bekannt, und was über die tatsächlichen Hintergründe der Expedition?
Vier Jahrhunderte nach Tsunenaga besucht der Geschichtsprofessor Jésus San Bernardino von der Universität Sevilla Originalschauplätze und Archive, um die Hintergründe der langen Seereise aufzudecken. In Acapulco, Sevilla, Madrid und im Vatikan sucht er nach Berichten von Zeitgenossen, die den Mitgliedern der Gesandtschaft begegnet sind und Gegenstände oder Wissen mit ihnen ausgetauscht haben. Die Doku-Fiktion zeichnet anhand von unveröffentlichtem Archivmaterial Tsunenagas Werdegang vom Samurai zum Weltbürger im Spannungsfeld wirtschaftlicher, politischer und religiöser Fragen nach.
1.9., Arte, 23.35 Uhr: "Philosophie: Wann schreiten wir zur Tat?"
Was geschieht, wenn Hass in körperliche Gewalt umschlägt? Sind Zorn, Leid und Erniedrigung ausreichende Beweggründe für eine Gewalttat? Warum drückt ein Terrorist trotz Zweifeln schließlich doch den roten Knopf? Doch auch "gute Taten" sind nicht immer leicht zu begehen; bisweilen bedarf es einer regelrechten Überwindung, zur Tat zu schreiten, beispielsweise wenn man jemanden endlich seine Liebe erklären möchte. Manche Taten geschehen rein zufällig, bei anderen besteht zwischen Absicht und Handlung eine echte Kluft. Wo liegt die Schwelle zwischen Worten und Taten? Zu Gast ist Janine Bonaggiunta, Rechtsanwältin von Gattenmörderin Jacqueline Sauvage; der Mann war gewalttätig und hat sie und ihre Töchter jahrelang missbraucht. Für ihre Tat wurde die Frau zunächst zu zehn Jahren Haft verurteilt und später von François Hollande begnadigt.
Ein weiterer Gast ist Hélène l'Heuillet, Dozentin für Moralphilosophie und Politik an der Université Paris-Sorbonne.
Phoenix, 1.9., 15.00 Uhr: "Der See Genezareth"
Seit biblischen Zeiten ist der See Genezareth bekannt. Immerhin wandelte schon Jesus über den See. Da die Mitglieder des Filmteams dies nicht können, machen sie eine Reise rund um den See, um Land und Leute in einer der schönsten Regionen des Heiligen Landes vorzustellen. So begegnen sie etwa einem Fischer, der darüber klagt, dass es kaum noch Fische im See gibt. Sie besuchen das Benediktiner Kloster in Tabgha und sie wandern durch Tiberias, eine Stadt am See, die von Herodes Antipas im Jahre 17 n. Chr. errichtet wurde
2.9., ARD alpha, 21.50 Uhr: "Auf ein Wort... Tod"
Wie kommt das Böse in die Welt? Was ist Wahrheit? Kann der Mensch die Wahrheit erkennen? Ist Gott allmächtig? Fragen, die sich jedermann stellt. Michel Friedman diskutiert mit renommierten Geisteswissenschaftlern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens über Grundsatzfragen unserer Zeit. Sein heutiger Gast, Thomas Macho, ist Philosoph und Kulturwissenschaftler. Er leitet das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien. Macho beschäftigt sich seit über dreißig Jahren mit dem Thema Tod und Totenkulte. Zuletzt hat er sich mit dem Thema Suizid befasst ("Das Leben nehmen", Suhrkamp).
2.9., ARD alpha, 22.30 Uhr: "Streetphilosophy: Nur wer zweifelt, weiß Bescheid"
Was bedeutet es für das eigene Leben, wenn man beginnt, an allem zu zweifeln? In dieser Folge von "Streetphilosophy" befasst sich Jonas Bosslet mit Descartes' Grundidee: Alles, was ich für real halte, kann eine Illusion sein. Für Jonas klingt das wie der Stoff der Kinotrilogie "Matrix". Gibt es überhaupt absolut sicheres Wissen? Die erste Station dieser Folge ist ein Tretbootverleih: Dort trifft sich Jonas mit Ronja von Rönne. Sie steht stellvertretend für eine Generation, die sich besonders ausgiebig mit Selbstzweifeln beschäftigt; sie schreibt darüber ganze Romane und hat selbst vier Studiengänge abgebrochen. Ihre Antwort auf die Frage, wann sie das letzte Mal gezweifelt habe: "Heute morgen. Ich bin verkatert und habe tatsächlich überlegt, gar nicht erst zu diesem Dreh zu kommen." Anschließend trifft Jonas die Philosophin Tatjana. Sie sagt: "Es ist wichtig, auch scheinbar Offensichtliches zu hinterfragen. Aber alles anzuzweifeln, kann ein Leben auch zerstören." Auf der Bundespressekonferenz setzt sich Jonas zwischen die Journalisten. Vielen Menschen ist das Vertrauen in die Politik abhandengekommen. Warum eigentlich? Verleger und Journalist Jakob Augstein, dem Jonas als nächstes begegnet, sagt offen, er nehme aus Prinzip die Gegenposition zur Mainstream-Meinung ein. Jonas' letzte Station ist eine Moschee in Berlin-Neukölln. Von Imam Ferid Heider erfährt er, dass Glaube und Liebe den Zweifel auflösen können.
3.9., ARD, 23.30 Uhr: "Allein auf Station"
Allein mit dreißig Patienten auf einer Station: Das ist in deutschen Krankenhäusern immer häufiger keine Ausnahme mehr. Weil 80.000 Pflegekräfte fehlen, sind die Mitarbeiter völlig überlastet. Der Film benennt Ursachen des Pflegenotstands, stellt Krankenhäuser vor, die nach Modellen und Wegen für eine bessere Pflege suchen, und beschreibt den Alltag von Pflegekräften. Krankenpfleger Fritz Nolting arbeitet im katholischen St. Franziskus Hospital in Münster. Den 50-Jährigen bringen besonders die Nachtschichten ans Limit. Er berichtet von der Verzweiflung vieler Kollegen. Die 53-jährige Fachschwester Katrin Schröder ist im kommunalen Klinikum Augsburg angestellt. Sie liebt ihren Beruf, doch sie muss immer mehr Patienten in kürzerer Zeit versorgen. Viele davon sind älter und leiden unter Mehrfacherkrankungen. Karl H. Beine, Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Witten-Herdecke, kommt zu einem dramatischen Urteil. Chronische Überlastung und mangelnde Unterstützung der Pflegenden begünstigten ein Klima des "Wegsehens", das tätliche Übergriffe bis hin zum Serienmord geschehen lasse. Seit Jahrzehnten forscht der Arzt und Psychotherapeut zum Tabuthema "Gewalt im Krankenhaus". 2015 legte er eine alarmierende Studie zu Übergriffen von Pflegern und Ärzten im Krankenhaus vor. Ursache der Pflegemisere ist für ihn auch die Privatisierungswelle im Krankenhauswesen, die den Wettbewerb und den Kostendruck ständig anheize. Während in Deutschland eine Fachkraft 13 Patienten betreut, sind es in Norwegen oder den Niederlanden maximal fünf. Die Mitarbeiter der Berliner Charité, Europas größtem Krankenhaus, haben deshalb demonstriert und gestreikt. Ein lauter, zorniger Hilferuf, der Wirkung zeigt.
Mit Hochdruck versuchen Krankenhäuser und Politiker Auswege aus dem Pflegenotstand zu finden. So verspricht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Pflege, die im Abrechnungssystem der Fallpauschalen zu kurz kommt, mit einem eigenen Etat auszustatten. Und auch in den Krankenhäusern sucht man nach Lösungen: Im katholischen St. Franziskus Hospital in Münster setzt man auf die "Pflege der Pflegenden". Im Evangelischen Krankenhaus Mettmann sucht man das Heil in der Digitalisierung aller Arbeitsbereiche und am Universitätsklinikum Halle (Saale) wird erprobt, ob Roboter die Krankenpflege entlasten können.
3.9., 3sat, 0.15 Uhr: "37 Grad: Die Berührerin"
In der Werbung, in Filmen, in unserem Alltag ist Sex omnipräsent. Sexualität von Menschen mit Behinderungen ist allerdings ein Tabuthema, erst recht, wenn die Behinderung geistiger Natur ist. Selbstverständlich haben auch Menschen, die sich verbal womöglich nicht ausdrücken können, deren Selbstbestimmung aufgrund ihrer körperlichen Einschränkung im täglichen Leben oft gegen null geht, sexuelle Bedürfnisse, aber darüber will kaum jemand sprechen. Julia Knopp und Max Damm stellen eine Frau vor, bei der das schon von Berufs wegen anders: Edith Arnold besucht diese Menschen und wird intim mit ihnen; gegen Bezahlung. "Sexualbegleitung" ist die sachliche Bezeichnung für einen durchaus romantischen Vorgang: Edith betritt einen Raum, sie macht leise Musik an und dimmt das Licht. Im Krankenbett liegt Tim. Der junge Mann kann nicht sprechen, aber seine Vorfreude ist zu spüren. Die Frau spricht leise zu ihm, während sie sich über ihn beugt. Nach einiger Zeit berührt sie ihn. Es geht um Aufmerksamkeit, um körperliche Nähe. Die Details bleiben ein Geheimnis zwischen Edith und Tim. Der Film porträtiert die 29-jährige Edith und stellt immer wieder die Frage, ob ihre Arbeit einen Zugewinn an Selbstbestimmung für Menschen mit geistiger Behinderung darstellt. Die Sexualbegleiterin selbst plädiert für mehr Differenziertheit bei diesem Thema; sie sieht sich nicht als Heilige, aber auch nicht als Prostituierte. Aber warum hat sich die Hamburgerin für diesen ungewöhnlichen Beruf entschieden? Der Film versucht, ihr Handeln sowie ihre Motivation zu ergründen, und hinterfragt ihr Tun kritisch. Wo genau liegt die Abgrenzung zur Prostitution? Immerhin nimmt Edith Geld für sexuelle Leistungen. Eine Stunde kostet 150 Euro.
Wie funktioniert die Kommunikation mit ihren Kunden, und woran erkennen Edith Arnold, die Eltern oder das Pflegeumfeld, dass jemand mit einer geistigen Behinderung den Wunsch nach Nähe und Sexualität verspürt? Die Mutter des schwerbehinderten Tim hat sich für Sexualbegleitung entschieden. Sie hat das sexuelle Bedürfnis ihres Sohnes früh bemerkt und wollte ihm in dieser Notsituation helfen. Der Besuch einer "Professionellen" kam nicht in Frage; die Lösung heißt seit vier Jahren Edith Arnold. Der Film ist ein ebenso mutiger wie respektabler Versuch von "37 Grad", sich mit diesem durchaus umstrittenen und kaum bekannten Thema auseinanderzusetzen.
3.9., Tagesschau24, 21.17 Uhr: "Judenhass in Europa"
Die Angst geht wieder um in Europa. Regelmäßig fürchten sich jüdische Menschen vor Angriffen auf offener Straße, ihre Kinder berichten von Mobbing in der Schule. Friedhöfe werden geschändet, bei Aufmärschen Hassparolen skandiert. Wir sind den Ursachen für diese neue Welle des Antisemitismus nachgegangen, in Deutschland sowie in den Nachbarländern Polen und Frankreich. In Polen sind Andreas Morell und Johanna Hasse vor allem einem Judenhass begegnet, der sich hinter einem wiedererwachten Nationalismus versteckt. Das Autorenpaar hat sich vor allem für die Frage interessiert, warum es auch und gerade in solchen Gesellschaften Antisemitismus gibt, in denen kaum noch Juden leben. Warum sind manche Vorurteile anscheinend nicht zu beseitigen?
Frankreich ist das einzige europäische Land, in dem es in den vergangenen Jahren jüdische Opfer von Gewalttaten gab. Hier ist die Welle der Auswanderungen von Juden nach Israel besonders groß. Das Problem des Antisemitismus wird vor allem auf muslimischer Seite verortet. Darüber haben Morell und Hasse mit Betroffenen gesprochen: mit Historikern und Philosophen wie Georges Bensoussan und Elisabeth Badinter, aber auch mit dem Rabbiner Michel Serfaty, der seit vielen Jahren versucht, zwischen den Religionen zu vermitteln. Am Schluss ist das Autorenpaar mit den Erfahrungen seiner Reise nach Deutschland zurückgekehrt, wo man gleichsam eine Schnittmenge der Phänomene findet. Hier haben sie sich mit Lösungen beschäftigt: mit Menschen, die Antisemitismus nicht für ein unveränderbares Problem halten, sondern für eine gesellschaftliche Herausforderung, der man sich stellen muss. Sie sehen ihren Film daher vor allem als Bestandsaufnahme und als Porträt von Menschen zwischen Verzweiflung und Hoffnung, zwischen Aufgeben und Widerstand.
4.9., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Eltern verzweifelt gesucht"
In Deutschland leben 95.000 Kinder in Heimen; für über 75.000 Kinder sind Pflegefamilien gefunden worden. Autorin Phillis Fermer hat eine dieser Familien, die einem Heimkind ein neues Zuhause geben will, zwei Jahre lang begleitet. Anne (45) und Frank (47) leben mit Tochter Lönja (14) in Köln. Seit zehn Jahren sind sie ein Paar. Das Jugendamt hat ihnen die neunjährige Pflegetochter Nermina vermittelt; sie hat bereits drei Jahre im Kinderheim gelebt. Ihre Eltern haben sich getrennt, die Mutter ist psychisch schwer erkrankt. Niemand konnte sich in Nerminas früher Kindheit ausreichend um das Mädchen kümmern. Sie wünscht sich, in einer richtigen Familie aufzuwachsen. Als Anne und Frank sich als Pflegeeltern zur Verfügung stellen, scheint ihr Wunsch in Erfüllung zu gehen. Trotzdem gestaltet sich die Anfangszeit für alle sehr schwierig und kräftezehrend. Pflegemutter Anne ist gelernte Sozialpädagogin, sie übt regelmäßig Mathe und Deutsch mit ihrer Pflegetochter, die eine Förderschule besucht. Nermina kann sich nur schwer auf die Hausaufgaben konzentrieren und verzweifelt schnell, weil das Lernen für sie so mühsam ist. Außerdem testet sie gerade in der Anfangszeit ihre Grenzen aus und provoziert die ganze Familie.
Sie kann nicht glauben, dass sie wirklich in der Pflegefamilie bleiben darf, egal, was passiert. Zu tief sitzt die Angst, wieder abgegeben und ins Heim abgeschoben zu werden. In ihren ersten Jahren hat Nermina Erwachsene immer nur als unzuverlässig erlebt. Zu viel Familienharmonie kann sie auch heute nur schwer ertragen. Wenn ihr mal wieder alles zu viel wird, verlässt sie kommentarlos das Haus und radelt durch die Gegend. Oft machen sich ihre Pflegeeltern dann Sorgen, sie hoffen, dass es ihnen schließlich gelingen wird, Nerminas Vertrauen zu gewinnen. Tochter Lönja hat sich das ohnehin alles ganz anders vorgestellt mit einer Pflegeschwester. Sie ist oft genervt von Nerminas Wut. Doch die Ausraster werden im Lauf der Zeit immer weniger, die Pflegefamilie wächst Schritt für Schritt zusammen. Nach vielen Turbulenzen steht für Nermina fest: "Hier ist es viel schöner als im Kinderheim, hier ist mein Zuhause."
4.9., Arte, 23.35 Uhr: "Die Oslo-Tagebücher"
Die internationale Koproduktion dokumentiert zum ersten Mal, was wirklich bei den geheimen israelisch-palästinensischen Friedensverhandlungen in Norwegen 1992/93 geschah. Im September 1993 schien Frieden möglich: Israels Ministerpräsident Izchak Rabin und Jassir Arafat, Chef der palästinensischen Befreiungsbewegung, gaben sich auf dem Rasen des Weißen Hauses die Hände. Eine historische Geste der Versöhnung: Zwei erbitterte Feinde präsentierten sich als Partner. In einem Grundsatzabkommen, den sogenannten Oslo-Verträgen, hatten sie sich verpflichtet, gemeinsam eine Lösung des Konflikts zu finden. Unter strikter Geheimhaltung war es in Norwegen ausgehandelt worden. Die ehemals erbitterten Feinde einte die Überzeugung, dass das Blutvergießen auf beiden Seiten endlich gestoppt werden müsse. Die Dokumentation erzählt die wahre Geschichte jener Akteure, die damals versuchten, Frieden zu schaffen. Die Autoren Mor Loushy und Daniel Sivan durften die persönlichen Aufzeichnungen der damals Beteiligten auswerten. Die Dokumentation erzählt exklusiv aus der Sicht der wichtigsten Akteure, wie es zum Friedensabkommen von Oslo kam, und fragt nach den Ursachen für das Scheitern der anschließenden Verhandlungen.
5.9., 3sat, 21.45 Uhr: "Erbe der Menschheit: Auschwitz, Polen"
Auschwitz, ein Ort in Polen, zwischen Kattowitz und Krakau gelegen. Und zugleich ein Synonym für das größte aller Verbrechen: die Ermordung der europäischen Juden. Auschwitz markiert einen Zivilisationsbruch. Es erinnert daran, dass mitten im 20. Jahrhundert die Deutschen fähig waren zu einem singulären Verbrechen, dem über fünf Millionen Juden zum Opfer fielen. Auschwitz steht stellvertretend für alle deutschen Vernichtungslager. Dort starben 1,5 Millionen Menschen. Im Lauf der Jahrzehnte wurde dieser Name umstellt mit der Wiederholung der immer gleichen medialen Bilder. Die meisten Deutschen kennen die Aufnahmen, die nach der Befreiung gedreht wurden, die Kinder, die den Kameras ihre eintätowierten Nummern zeigen, die Bilder der Krematorien, der Zyklon-B Dosen. Heute ist Auschwitz eine viel besuchte Gedenkstätte, ein Ort der Erinnerung. Er trägt die Bürde der Mordtat. Er ist ein Museum, mit allen Problemen: Wie lässt sich das Unvorstellbare museal repräsentieren? Mit Bergen von Schuhen, mit aufgehäuften Haaren, mit den Koffern, auf denen die Namen derer stehen, die dann in die Gaskammern getrieben wurden?
Der Film "Auschwitz" aus der Reihe "Erbe der Menschheit" beginnt in der Gegenwart, er zeigt die museale Wirklichkeit durch die Blicke der Besucher. Und er endet damit, dass er die bekannten Fernsehbilder zitiert, ohne sie vollständig zu zeigen. Sie werden gebrochen an den Ruinen der Krematorien in Birkenau. Er versucht dem Stammlager Auschwitz und dem Ort der Vernichtung Birkenau gerecht zu werden, indem er sich ganz auf diese Orte konzentriert, um gleichsam durch sie hindurchzuschauen. Der Film verzichtet auf jeden Kommentar.
5.9., Phoenix, 20.15 Uhr: "Aufgedeckt: Geheimnisse des Altertums"
Viele Wissenschaftler glauben, dass die Bundeslade vor zweieinhalbtausend Jahren zerstört wurde; falls sie überhaupt je existiert hat. Einige halten sie schlichtweg für eine Legende. Wissenschaftler auf der ganzen Welt versuchen seit vielen Jahren einen Nachweis für die Existenz der Lade zu erbringen. Sie rekonstruieren, wie sie ausgesehen haben könnte. Doch die entscheidende Frage lautet: Hat die Bundeslade überhaupt jemals existiert? In einem zweiten Film aus der Reihe geht es im Anschluss (21.00 Uhr) um die Heilige Lanze. Sie soll Jesus zwischen den Rippen durchbohrt haben, weshalb ein Kreuzigungsnagel in ihr stecke, und garantiere ihrem Besitzer in Schlachten den Sieg. Seit mehr als tausend Jahren ist diese mit Gold und Silber beschlagene Waffe von Legenden umgeben. Um Legenden und Fakten zu trennen, untersuchen Forscher die Heilige Lanze mit unterschiedlichsten Techniken und finden heraus, dass sie nie in einem echten Kampf zum Einsatz kam. Könnte die Lanze also eine andere Aufgabe gehabt haben?
5.9., ZDFinfo, 18.45 Uhr: "Teheran extrem - Subkultur im Gottesstaat"
Alles, was jungen Menschen im Westen Spaß macht, ist den Gleichaltrigen in der Islamischen Republik Iran verboten; jedenfalls auf den ersten Blick. Selbst das Tragen von Krawatten trägt oder der Besitz eines Hundes weckt den Zorn der "Gashte Ershad", der Tugend-Polizei. Aber nach vierzig Jahren Theokratie haben die jungen Iraner gelernt, sich ihre Nischen zu erobern. Sie sind inzwischen Spezialisten darin geworden, Grenzen zu übertreten und mit großem Einfallsreichtum die Gebote der Tugendwächter zu umgehen. Trotz der Regeln rebellieren viele junge Menschen in Iran. Sie nehmen ihr Leben in die Hand und trotzen dem Regime, um heimlich zu feiern. Ein französisches Filmteam hat einen Zugang zu dieser versteckten Welt gefunden, in der alles verboten, aber auch alles möglich ist. Junge Iraner enthüllen, wie sie das Regime überlisten, um auf privaten Partys und in geheimen Schönheitssalons das Leben zu führen, das sie wollen. Auf diese Weise wehren sie sich gegen die Hoffnungslosigkeit der Zukunft. "Je mehr Druck sie auf uns ausüben, desto mehr müssen wir rebellieren", sagt ein junger Untergrundaktivist.
5.9., ZDFinfo, 20.15 Uhr: "Öl, Macht und Religion"
Ein gefährlicher Machtkampf zwischen der Islamischen Republik Iran und dem Königreich Saudi-Arabien um Vorherrschaft und Kontrolle prägt den Nahen Osten bis heute. Der Film zeichnet die moderne Geschichte dieses Kampfes von der iranischen Revolution von 1979 bis heute nach. Er untersucht, wie sich die Feindschaft der beiden Rivalen in Stellvertreter-Kriegen vom Irak über Syrien bis in den Jemen und den Libanon entfaltet. Die zweiteilige Dokumentation wurde in sieben Ländern in zwei Jahren gedreht und beschreibt, wie religiöse Differenzen zwischen dem schiitischen und dem sunnitischen Islam manipuliert und zur Aufrechterhaltung von Konflikten eingesetzt werden; und das mit verheerenden Folgen für die Region und für die Weltgemeinschaft.
5.9., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: Susannes Traum"
Susanne erinnert sich an ihr bisheriges Lebensmotto: "Unmögliches gibt es nicht." Deshalb revoltiert sie gegen Reha-Maßnahmen, die sie nur auf ein Leben im Rollstuhl vorbereiten wollen. Leichte Zuckungen in ihren Beinen machen ihr Hoffnung. Überzeugt, dass nur sie selbst sich heilen kann, trainiert sie unermüdlich. Tatsächlich gelingt es ihr, in ihren leblos wirkenden Beinen einzelne Muskeln wieder zu reaktivieren. Auch wenn sie noch nicht auf den Rollstuhl verzichten kann, trotzt sie ihrer Behinderung und schafft es Schritt für Schritt zurück in ihr früheres Leben. Und sie lässt keinen Zweifel daran: Sie will wieder fliegen. Max Kronawitter hat den Versuch Susannes begleitet, sich aus dem Rollstuhl zu befreien, um wieder schwerelos durch die Luft zu gleiten.
6.9., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Alkoholkinder"
Am 26. Mai 2016, ihrem 30. Geburtstag, geht Jenny mit ihrer Tochter Sophie zu einer Untersuchung in die Berliner Charité. Sophie hat eine verminderte Intelligenz, sie entwickelt sich langsamer als Gleichaltrige. Jenny war bereits bei vielen Ärzten, doch keiner konnte eine Ursache finden. Erst in der Charité entdeckt der Kinderarzt Hans-Ludwig Spohr, was dem Mädchen fehlt. Sophie leidet unter FAS, dem fetalen Alkoholsyndrom, einer Behinderung, die durch Alkoholkonsum ihrer Mutter während der Schwangerschaft verursacht wurde. Jenny erfährt, dass sie allein an den Schwierigkeiten ihres Kindes Schuld hat, und, als wäre das nicht genug, dass sie selbst auch FAS hat. Denn auch ihre eigene Mutter hat in der Schwangerschaft getrunken. FAS geht durch alle Schichten der Gesellschaft. In einer anonymen Befragung in frauenärztlichen Praxen haben jüngst über 58 Prozent der Patientinnen zugegeben, während der Schwangerschaft Alkohol getrunken zu haben. Mal ein Glas Wein oder Bier. Bis heute raten viele Gynäkologen werdenden Müttern zu einem Schluck Sekt zur Entspannung, nicht wenige empfehlen vor der Niederkunft gar ein Glas Rotwein, das würde einleitend wirken.
Jenny versteht nun, warum ihre Tochter solche Probleme hat, aber vor allem auch, warum sie selbst in ihrem Leben immer wieder gescheitert ist. Alles fiel ihr schwer, nichts hielt: Keine Freunde; keinen festen Job, drei Kinder von drei unterschiedlichen Männern. Den Kontakt zu ihrer Mutter bricht sie ab. Nicht, weil die in der Schwangerschaft getrunken hat, sondern weil die es ihr nie gesagt hat. Wenn sie von FAS gewusst hätte, sagt Jenny, wäre ihr Leben anders verlaufen. So hat sie immer nur geglaubt, sie sei dumm. Jetzt weiß Jenny von FAS, dieser unheilbaren lebenslangen Behinderung, und möchte trotzdem eine gute Mutter sein. Doch Jenny fällt es schwer, den Alltag mit den drei Kindern in den Griff zu kriegen. Sie sucht Hilfe bei Behörden und Ärzten für ihre Tochter und für sich selbst. Obwohl das Jugendamt sie unterstützt, geht es ständig um die Frage: Kann sie mit ihren Kinder allein leben? Jenny hat den Mut, ihre Geschichte öffentlich zu erzählen, weil noch immer viele glauben, ein Glas Alkohol schade dem Kind im Mutterleib nicht. Jenny weiß es besser.