"Ich verspreche mir davon mehr Identifikation der jungen Menschen mit unserer Gesellschaft und ein besseres Verständnis für die Lebenslagen unterschiedlicher Menschen."
Solidarität und Engagement für andere entstünden besonders durch eigene Erfahrungen und durch Kennenlernen, sagte Pohl, der im vergangenen Jahr das Buch "Ein JA muss sein - Plädoyer für ein Allgemeines Soziales Jahr in Deutschland und Europa" veröffentlicht hat. Für ein stärkeres europäisches Zusammengehörigkeitsgefühl sollte jungen Deutschen auch ein Dienst im Ausland ermöglicht werden, schlägt er vor. Im Gegenzug sollten ausländische junge Menschen einen Einblick in die deutsche Gesellschaft erhalten. "Die aktuelle Lage der EU verlangt geradezu nach einer europäischen Ausrichtung eines allgemeinen sozialen Jahres", sagte der Bethel-Chef.
Insgesamt könne ein solches Jahr für alle jungen Menschen ein Kontrapunkt gegen Individualisierungstendenzen, Abschottung und Ausgrenzung sein, sagte Pohl. "Ein neu entstehendes Gemeinschaftsverständnis und -gefühl würde uns guttun."
Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel mit Hauptsitz in Bielefeld sind eines der größten diakonischen Unternehmen Europas. Bethel engagiert sich schwerpunktmäßig in der Behinderten- und Jugendhilfe sowie in der Behandlung von Epilepsie, Behindertenwerkstätten und Hospizarbeit. Zu Bethel gehört auch das Evangelische Klinikum Bielefeld.
Die Debatte über eine allgemeine Dienstpflicht ist durch einen Vorschlag der CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer ausgelöst worden, junge Männer und Frauen ein Jahr lang für soziale oder gemeinnützige Arbeiten zu verpflichten. Kramp-Karrenbauer hatte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt, sie rechne nicht mit einer einfachen Rückkehr zur Wehrpflicht, würde aber gern über eine "allgemeine Dienstpflicht" reden.