Das Kirchenoberhaupt sei mit Freude und Jubel begrüßt worden, twitterte Fitsum Arega, Stabschef des äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed, am Donnerstag. Merkorios war nach dem Sturz der Mengistu-Diktatur 1991 abgesetzt worden und ins Ausland geflohen.
Seit 2013 ist Patriarch Mathias offizielles Kirchenoberhaupt in Äthiopien. Die äthiopischen Gemeinschaften im Ausland hatten aber weiter an Merkorios festgehalten. Vor wenigen Tagen beendete die Kirche ihr Schisma. Im Beisein von Ministerpräsident Abiy wurde dazu in Washington ein Abkommen unterzeichnet. Künftig sollen in Liturgie und Gebet die Namen beider Patriarchen genannt werden, die auf der gleichen Hierarchie-Ebene stehen.
Rund 40 Prozent der 100 Millionen Äthiopier gehören der orthodoxen Kirche an, deren Wurzeln bis ins 4. Jahrhundert zurückreichen. Sie gehörte zur ägyptischen koptischen Kirche, hat aber seit 1959 ihr eigenes Oberhaupt. Um die Versöhnung zu besiegeln, soll in Kürze eine Konferenz stattfinden, wie der französische Auslandssender RFI berichtete. Merkorios soll demnach mehr geistliche Aufgaben, Mathias eher die Verwaltung übernehmen.
Dass die Spaltung der äthiopischen Kirche überwunden wurde, gilt auch als Erfolg des reformorientierten Regierungschefs Abiy, der seit Ende März im Amt ist. Er suchte das Gespräch mit Oppositionellen, ließ politische Gefangene frei, schloss einen Friedensvertrag mit Eritrea und verspricht für die Zukunft freie und faire Wahlen. Bislang ist Äthiopien faktisch ein Einparteienstaat. Die ehemalige Befreiungsbewegung EPRDF ist seit dem Sturz des stalinistischen Regimes von Mengistu Haile Mariam 1991 an der Macht.