Demnach begründet der Berliner Flüchtlingshilfe-Verein seine Absage mit Aussagen Seehofers in der Asylpolitik. Beispielhaft genannt werden die Aussage, er wolle sich "bis zur letzten Patrone" gegen Zuwanderung in deutsche Sozialsysteme wehren, und die Äußerung zur Abschiebung von 69 Afghanen, die der CSU-Politiker in einen Zusammenhang stellte mit seinem zeitgleichen 69. Geburtstag. Der Verein könne es mit seinen Ansichten nicht vereinbaren, unter einem Schirm zu stehen, dessen Schirmherr Seehofer sei, heißt es dem Zeitungsbericht zufolge in einer Erklärung.
Geschäftsführer Vollmann sagte dem epd, die Stiftung wolle an einer inhaltlichen Zusammenarbeit mit dem Bundesinnenministerium festhalten. Dass Seehofer Schirmherr ist, sähen auch andere nominierte Initiativen kritisch. Man könne sich die Hausleitung aber nicht aussuchen. Zudem sei Dialog wichtig, sagte Vollmann. Das Bundesinnenministerium ist auch in der Jury des Preises vertreten. Zu den Kooperationspartnern zählen zudem private Unternehmen, die Deutsche Fernsehlotterie und der Sozialverband Diakonie.
Der Deutsche Nachbarschaftspreis wurde 2017 ins Leben gerufen und soll am 28. August zum zweiten Mal verliehen werden. Nominiert wurden - inklusive dem Berliner Verein - 104 Projekte aus allen Bundesländern, von denen drei Bundessieger und 13 Landessieger ausgezeichnet werden sollen. Vergeben wird zudem ein mit 5.000 Euro dotierter Publikumspreis. Der Nachbarschaftspreis ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert. Ob nach der Absage des Berliner Vereins eine andere Initiative nachnominiert wird, wird Vollmann zufolge noch diskutiert. Um den Preis hatten sich nach Angaben der Stiftung mehr als 1.000 Initiativen beworben.
Mit dem Preis werden Projekte geehrt, die sich vor Ort für mehr Integration und Inklusion, für die Bewältigung des demografischen Wandels und gegen Abwanderung aus dem ländlichen Raum einsetzen. "Moabit hilft" begleitet Asylsuchende unter anderem bei Behördengängen und Arztbesuchen, bietet Deutschunterricht an und hilft bei der Wohnungssuche. Darüber hinaus versteht sich der Verein als Lobby-Initiative und setzt sich auch mit politischen Aktionen für eine bessere Situation von Flüchtlingen ein.